Kürzlich in einem Chat ging es um Schulen in Konstanz und es tauchte die Frage auf, warum schreiben wir in Konstanz, nicht Gepardschule und Bärchenschule? Gesprochen klingt es so, erst recht im Dialekt: „D‘ Rüdiger isch uff d’Gebardschuel gsi un‘ i bi uff d‘ Bärcheschuel gsi.
Tatsächlich jedoch schreibt man:
Gebhardschule und Berchenschule
Geschrieben ist es offensichtlich, dass es wohl nicht um Tiere geht. Gebhardschule bezieht sich auf den Heiligen Gebhard von Konstanz, das ist allgemein bekannt, da direkt daneben auch noch eine gleichnamige Kirche ist.
Die Berchenschule liegt im Berchengebiet, welches ein Teil, des Stadtteils Fürstenberg ist. Aber woher kommt der Name „Berchen„? Ich war zwar in der Grundschule Berchen, aber die Frage, warum heißt das Berchen, konnte ich zunächst nicht antworten.
Das wollte ich nicht auf mir sitzen lassen, dass ich nicht erklären kann, woher der Name meiner Grundschule kommt. Zunächst versuchte ich es in einer Facebookgruppe mit Konstanzern, aber da blieb es bei Vermutungen, genau wusste es niemand. Ich fragte daher bei der Pressestelle der Stadt Konstanz an, da müsste doch jemand zumindest wissen, wer da mehr dazu sagen könnte. Zunächst wollte das auch nicht so recht klappen, ich hatte die Grippewellenzeit erwischt und bekam erst einmal nur automatische Abwesenheitsantworten. Also fragte ich einige Zeit später noch einmal nach und siehe da, es klappte.
Stadtarchiv Konstanz
Die Pressestelle fragte beim Stadtarchiv und leitete mir deren Antwort weiter:
„der Name „Berchen“ ist mit Sicherheit eine Flur-oder Gewannbezeichnung, die bereits in mittelalterlichen Quellen aufscheint. Der älteste Nachweis findet sich in einer Urkunde vom Jahr 1374, in der ein Hans Gutjar von Wollmatingen den Pflegern der Konstanzer Kirche St.Paul Grundstücke verkauft, darunter 4 1/2 Juchart Ackerland in „berchain“.
Oder eine Nennung aus dem Jahr 1467 in dem Grundstücke getauscht werden u.a. eine Wiese gen. „Berchtold wiß by dem Holtz gen. Bercha“.
Möglicherweise steckt also der Personenname „Berchtold“ in der Bezeichnung.“
Auf Grund der mittelalterlichen Quelle, die „berchain“ nennt, vermute ich, dass es nicht am Personennamen liegt. Denn „Hain“ steht für kleiner Wald, siehe auch Wikipedia zu Hag. Die Suche nach dem Wortstamm „berc“ ergibt, dass es im Mittelhochdeutschen die Form für Berg war.
Ein Blick auf die Lage des Berchengebiets zeigt, dass es einen Höhenunterschied von rund 40 Metern in diesem Gebiet gibt. Wie schon der Stadtteilname Fürstenberg zeigt, ist das ein Höhenunterschied, der in Konstanz durchaus als Berg durchgeht.
Als ich Kind war, gab es am Rande des Berchengebiets noch ein Sägewerk. Es roch immer ganz wunderbar nach Holz, wenn man dort in der Nähe war. Der Straßenname „am alten Sägewerk“ erinnert daran. In dieser Ecke gab es also durchaus auch mal einen Wald.
Daher gehe ich davon aus, dass der Name nichts anderes sagte, als ein Wald am Berg, also Bergwald, im Mittelhochdeutschen eben „berchain“. Im alemannischen Dialekt gibt es oft Verschmelzungen und Ergänzungen, um etwas leichter aussprechen zu können. Daher vermute ich, dass im Lauf der Zeit aus berc-hain eben ein „ch“ wurde und so das heutige Berchen entstand. Für mich ist das im Moment, die logischste und beste Erklärung für diesen Namen, der eben nichts mit niedlichen kleinen Bärchen zu tun hat.
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