- Talitha WG, Beit Jala, Palästina
Im aktuellen Rundbrief von und über die Freiwilligen, die weltweit aktiv sind, gibts auch einen Teil der Volontäre einschließlich Rüdi. von Rüdi. Den Rundbrief gibt es leider nur als PDF auf der Seite der Weltweiten Initiative. Hier ein paar Auszüge aus Palästina, es gibt im Rundbrief weit mehr Berichte beispielsweise aus Südamerika und Afrika:
Unsere WG liegt hoch über Bethlehem mit majestätischem Blick bis zu den Bergen Jordaniens, was zugegebenermaßen im kleinen Palästina nicht allzu schwer ist. Wir sechs haben die unglaubliche Ehre innerhalb unseres Projektes zu wohnen, Talitha Kumi.
Wir, das sind Rüdiger Henß aus Konstanz, Eva Isselstein aus Ulm, Eva Stölzel aus Berlin, Henrike Kant aus Wernigerode, Richard Natho aus Cottbus und Anne Stüble aus Ravensburg.
Anne und Richard wohnen nicht auf dem Voloflur, sondern wurden ausquartiert. Der Voloflur war ehemals Gästehaus, nun erfreut er uns mit vier Zimmern, zwei Büros, in denen nie jemand ist und einer kleinen Küche, in der wir ab und zu kochen. Wenn wir darauf keine Lust haben, können wir aber auch einfach die Treppe hinuntergehen und schon bekommen wir umsonst palästinensische Spezialitäten aus dem Gästehaus serviert. Unsere Küche ist kunterbunt gestaltet, mit farbigen Wänden, künstlerischen Postern und einem Wandteppich. In einer Spontanaktion haben wir an einem freien Nachmittag der Küche zu ihrem jetzigen Glanz verholfen.
Über unserem Spülbecken steht ein kleiner Kalender, jede Seite liebevoll gestaltet, mit einem Namenszug in arabisch und deutsch. Die Person, deren Name gerade oben steht, ist nach eigenem Ermessen für den Abwasch und im Zusammenhang damit für den Müll und ein kurzes „Küche kehren†zuständig. Nach spätestens fünf Spülgängen sollte die Küche nass gewischt und aufgeräumt werden. Da jedes WG-Mitglied ein eigenes Zimmer inklusive Bad hat, erübrigt sich der Putzplan.
Allwöchentlich am Sonntagabend wird hastig und stark über das Abendessen diskutiert, denn Sonntag ist unser WG-Abend. Mit gemeinsamem Kochen, Beisammensitzen und der berühmten „Talking-Stick-Runde“ (Die Person, die einen ausgewählten Gegenstand in der Hand hält, bekommt Zeit, über gute und schlechte Dinge der letzten Woche ungestört zu reden.)
ww_ausgabe14_juni2009.pdf Seite 88
Ebenfalls aus dem aktuellen Rundbrief einen Artikel von Rüdiger. Stammleser wissen schon, dass es hier noch deutlich mehr zu Rüdi gibt, ebenso auf seiner Seite: www.henss.eu
- Rüdiger Henss
- Alter: 19
- Projekt: Begegnungs- und Schulzentrum Talitha Kumi
- Ort: Beit Jala
- Land: Palästina
- Rüdiger Henss lebt in Beit Jala, Palästina und arbeitet in der Schule Talitha Kumi. Die Bereiche der Arbeit reichen von Unterricht in der Schule über Hausaufgabenbetreuung und Freizeitgestaltung der Mädchen aus dem Mädcheninternat bis hin zu Gästebetreuung und Hilfe bei dem Patenschaftsprogramm mit Deutschland und England.
„Die Zeit stand in Mitten eines Krieges. Es wurde eine Waffenruhe ausgerufen, aber dennoch hatte sich die Lage noch immer nicht völlig beruhigt. Ein unheimliches Gefühl, in einem Land zu sein, in dem
ein Krieg herrscht. Ein unheimliches Gefühl, nicht weit weg zu sein und das Unheimlichste bei alledem: in seinem Zimmer zu sitzen und kaum etwas mitzubekommen.“„Anfang Januar, nach einem weiteren Ausflug ans Tote Meer, machten wir noch einen kleinen Abstecher ans Wadi Qelt – eine wohl auch von Touristen sehr gut besuchte Aussichtsstelle. Denn kaum waren wir angekommen, kamen schon die ersten Beduinen auf uns zu und wollten Schmuck und Palästinensertücher verkaufen. Als wir jedoch nicht den Anschein machten, etwas kaufen zu wollen, gaben die Beduinen schnell wieder auf. Einer jedoch folgte uns zum Aussichtspunkt und erklärte uns einige Stellen und wo sein Dorf sei. Da er sehr freundlich war, ich aber leider sein Palästinensertuch wirklich nicht kaufen wollte, wollte ich ihm ein paar Schekel einfach so geben. Doch dies lehnte der Beduine sofort ab. Möglicherweise habe ich ihn somit in seiner Ehre verletzt, denn die Beduinen nehmen wohl nur Geld an, wenn sie auch wirklich etwas verkaufen. Ich entschuldigte mich dann auch mehrmals in der Hoffnung, dass der Beduine mir meine Tat verzeiht. Denn ich wollte ihn natürlich ganz und gar nicht verletzen.“
ww_ausgabe14_juni2009.pdf Seite 47