Shitstormmagnet?!


Shitstormmagnet?

Unser Lama hat den Begriff wohl erstmals genutzt. Für mich passt das ganz gut, denn es zeigt den Nachteil jedweder Übernahme von Aufgaben bei uns Piraten.

„Wo gehobelt wird fallen Späne.“ Wer irgendetwas tut, wird dabei zwangsläufig nicht 100% aller Piraten hinter sich haben. Wer häufiger oder mehr tut, wird ganz sicher auch Fehler machen. Niemand ist perfekt.

Sehe ich dich nicken? Prima. Bist du Pirat und nickst trotzdem oder erst recht? Klasse.

Leider reicht das nicht. In allen Bereichen, in denen Piraten etwas tun, insbesondere wenn sie Verantwortung übernehmen in Ämtern, Mandaten oder bei Beauftragungen, lesen und hören wir immer öfter, dass es keinen Spaß macht, immer wieder nur Shitstormmagnet zu sein.

Aber kritisieren wird man ja wohl noch dürfen?

Klar, kritisieren ist nicht schlimm, wenn es konstruktiv ist, ist es noch besser. Aber Kritik ist aus meiner Sicht etwas Sachliches. Ein Shitstorm jedoch ist immer voll von Sätzen wie „XY ist doof, XY hat keine Ahnung, wie konnte XY nur sowas machen, XY hätte nie sagen dürfen…“ XY ist mal eine Person, mal eine Gruppe, mal ein Vorstand, mal ein Zusammenschluss zu einem Thema.

Im Shitstorm gibt es viele die mit draufhauen, aber meist nur wenige, die sachlich kritisieren und noch weniger finden sich welche die sich öffentlich auf die Seite derer stellen, die gerade Ziel eines Shitstorms sind.

Diejenigen, die sich engagieren, die Verantwortung übernehmen, die meist sehr viel Zeit und Energie in die Piratenpartei investieren, bekommen nur selten positive Rückmeldungen. *Flausch* auf twitter ist einer der Ansätze, um auch mal einen Gang zurückzuschalten. Mal ein Lob, persönlich und möglichst öffentlich kommt inzwischen ab und zu vor.

Wen wollen wir in den Ämtern mit Verantwortung? Diejenigen, die die Aufgaben eines Amtes gut ausfüllen können? Aber nur dann, wenn sie auch völlig shitstormresistent sind? Oder ist es manchen egal, wie qualifiziert Kandidaten für ein Amt sind, Hauptsache sie lassen sich nicht von den Shitstorms stören?

Ja, ich kandidiere noch einmal als Shitstormmagnet. Nicht deshalb, weil ich Shitstorms so toll finde, nicht deshalb, weil sie mir egal sind, nicht deshalb weil ich die für gut halte, sondern nur deshalb, weil ich die Hoffnung habe, dass die Piraten, die nicht jeden Shistorm für sinnvoll halten, mehr werden…


14 Antworten zu “Shitstormmagnet?!”

  1. Super!
    Eigentlich wollt ich Dich jetzt noch ganz viel loben und flauschen und so, aber „Super!“ bringts glaub ich am besten auf den Punkt.

  2. @Rabiator Nein es beschränkt sich nicht auf Twitter. Aber Twitter ist sicher ein sehr großer Bereich davon. Es gibt Shitstorms auch auf Mailinglisten und je nach Thema schwappt es auch mal in Blogs. Twitter ist schneller und verbreitet es stärker weiter auch überregional. Auf Mailinglisten bliebe mancher Shitstorm ein bisschen lokaler.

    Shitstorms sind jedoch ein online-Phänomen. Selbst Shitstorms, die ursprünglich lokal und vor Ort durch ein Problem entstanden, werden meist erst dann zum Shitstorm, wenn sie online bekannt werden.

    Menschen machen Fehler, zwischen Menschen gibt es Missverständnisse, es gibt Probleme. Das passiert immer, wenn verschiedene Menschen etwas gemeinsam tun. Das gibt es in jedem kleinen Verein, nicht nur in Parteien. Im kleinen Verein, regt sich X über Y auf. Eventuell erzählt er noch A, B und C davon. Alle nehmen irgendwie Stellung, doch alle treffen sich irgendwann wieder. Dann knallt es mal gewaltig und danach ist entweder wieder Ruhe oder einer der Beiden zieht sich zurück. Manchmal schwelt das einige Zeit, aber früher oder später gibt’s ne Lösung.

    Anders bei Shitstorms, dort geht es sehr schnell öffentliche auf die persönliche Ebene. X schreibt öffentlich Y sei doof, weil… worauf Y sich öffentlich über den Trottel X aufregt. Sofort haken viele Piraten ein und stellen sich auf eine der beiden Seiten. Nach kurzer Zeit haben sich dann plötzlich G und M in den Haaren, die ursprünglich gar nicht beteiligt waren. Es schaukelt sich auf.

    Für die ursprünglich Beteiligten ist es dann nicht mehr zu stoppen. Unzählige schreiben jetzt dass entweder X oder Y voll daneben sind. Während es bei dem kleinen Verein nach einem Anlass meist erstmal eher Ruhe gibt, so dass sich die Beteiligten abkühlen können, wird beim Shitstorm eine Riesenwelle losgetreten und es kommt zu unzähligen Beschimpfungen oder zumindest Positionierungen.

    Piraten haben leider oft die Tendenz online nicht sehr sachlich zu sein. Egal ob es um die Kritik am Handeln der Regierung oder um einen Skandal geht. Selten bleibt es bei Sachargumenten. Das ist schon nicht gut, wenn es gegen die Kanzlerin oder den Ex-Bundespräsidenten, die sind jedoch nicht persönlich vom Piraten-Shitstorm betroffen, die haben halt schlechte Presse. Wenn es ein pirateninterner Shitstorm ist, dann kennen X und Y viele derer, die sich äußern zumindest aus dem Netz, sie werden somit viel schneller stark verletzt.

    Oft wäre ein Shitstorm nicht nötig. Nicht alles muss öffentlich diskutiert werden. In vielen Fällen hätte eine persönliche Mail oder ein Gespräch gereicht, um etwas zu klären. Ich denke unser Anspruch an Transparenz macht es uns oft schwer die Grenze zu ziehen. Wir wollen kein Hintenrumgeklüngel und schießen dabei aber vielfach übers Ziel hinaus.

    Wenn z.B. mal wieder der Buvo (Lieblingsshitstormmagnet) irgendwas ganz schlimm falsch gemacht hat gegenüber der Presse, dann ist es schon bekannt, es ist bereits transparent. Es wäre also nicht nötig, dass unzählige Piraten noch schreiben welche Deppen wir doch im Buvo haben. Manchmal würde eine E-Mail an den Buvo reichen, die sagt, das fand ich nicht gut. In anderen Fällen könnte die Kritik lauten: „Ich halte für falsch, was der Buvo gemacht hat.“ Was tatsächlich passiert ist oft jedoch: „Buvo voll fail“ „Buvo unterirdisch“ „Buvo hat keine Ahnung“ „Buvo sind alles Deppen“ Damit geht es dann um persönliche Angriffe. Wer zwar das Problem sieht, aber selbst den Buvo sonst gut findet, fühlt sich mit angegriffen und schlägt ähnlich zurück.

    Es gibt keine schnelle einfache Lösung, auch wenn ich es zuweilen für eine gute Idee halte, Twitter einfach auszumachen. Entscheidend auf Dauer ist m.E. auch online die Person zu sehen, auch online den Respekt beizubehalten, den wir – fast alle – im direkten und persönlichen Umgang voreinander haben.

  3. Anscheinend benutze ich die falschen oder zu wenige Medien :-) habe sowas noch nie mitbekommen. Aber sicherlich nichts verpasst. Finde es aber schon ein wenig traurig das Ganze.
    Kann mir vorstellen, dass es nicht schön ist massenhaft beleidigt zu werden oder zuzusehen, wie man einen Kleinkrieg ausgelöst hat.
    Nutzt es denn nichts, einfach mal zu sagen; ey Leute… rafft euch? Oder gibt es Leute die am Rande des Ganzen stehen und mit Armen wedeln und versuchen die wütende Meute zu beruhigen? Verstehen die Shitstormteilnehmer, was sie da tun?

  4. Nutzt es denn nichts, einfach mal zu sagen; ey Leute… rafft euch? Oder gibt es Leute die am Rande des Ganzen stehen und mit Armen wedeln und versuchen die wütende Meute zu beruhigen?

    Doch es nützt schon was, wenn jemand drauf aufmerksam und mal Stop sagt. Je mehr das tun, desto besser. Eben deshalb braucht es auch viele, die sich dann nicht still zurückziehen und es ignorieren, sondern auch mal drauf aufmerksam machen, dass es unsachlich und wenig konstruktiv ist.

    Verstehen die Shitstormteilnehmer, was sie da tun?

    Nein, das tun sie nicht.
    Und genau das ist eins der Probleme. Die Gefahr zum Shitstormteilnehmer zu werden, besteht für jeden. Denn je nach Situation reagiert man selbst nicht sachlich und wird zum Teilnehmer des Ganzen. Deshalb denke ich, es ist wichtig, dass möglichst vielen bewusst ist, was ein Shitstorm ist und dass sie das nicht wollen.

    Für alle Menschen gilt: „Ich kann mich selbst ändern, ich kann aktiv gegensteuern und nicht spontan im ersten Ärger reagieren.“ Je mehr Menschen so vorgehen, je mehr Menschen sich auch mal einmischen, desto besser wird es klappen.

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