Friedrich Merz war gestern abend wohl zum Wahlkampfabschluss im Löwenbräukeller in München mit Festzeltstimmung. Klar, einerseits war es gestern abend wohl noch Wahlkampf. Andererseits will und wird er vermutlich auch der nächste Kanzler für alle Deutschen.
Offenbar möchte er jedoch nur für einige Kanzler werden. Statt einen versöhnlichen Abschluss zu schaffen, geht er alle an und „verkauft quasi seine Großmutter“, als er die Ermordung Lübckes instrumentalisiert und behauptete damals habe niemand gegen Rechts demonstriert, was nachweislich falsch ist.
Alle doof
Mit dabei war in München natürlich auch Söder, der wie gewohnt nichts anbot außer gegen andere zu wettern. Wie meistens irgendwas mit die sind alle doof, sorry an Lindner, aber vor allem die Grünen sind nur schlimm.
Anscheinend soll es keine Zusammenarbeit mit den Nazis geben, sagte Merz, aber das sagte er ja mehrfach und nutzte dann doch deren Zustimmung um etwas durchzubringen.
Links ist vorbei

Merz erklärte linke Politik sei vorbei, er wolle für die Mehrheit der Bevölkerung Politik machen, die gerade denke und
„alle Tassen im Schrank“ habe – und nicht „für irgendwelche grünen und linken Spinner auf dieser Welt“
Offenbar meint er mit Mehrheit der Bevölkerung ausschließlich die CDU-Wähler. Deutschland hat fast 85 Millionen Einwohner, davon sind heute 59 Millionen wahlberechtigt, vermutlich wählen bei dieser Bundestagswahl etwa 75% der Wahlberechtigten. Es wählt somit etwas mehr als die Hälfte aller Deutschen. Wenn die CDU so um die 30% wie in den Umfragen bekäme, dann wären das bezogen auf die Gesamtbevölkerung weniger als 15%, die tatsächlich ein Kreuz bei der CDU machten. Diese sind laut Merz die Mehrheit der Bevölkerung.
Die anderen sind irgendwelche grünen und linken Spinner oder aus anderen Gründen für ihn irrelevant. Das ist nicht was ein Bundeskanzler des ganzen Landes, der gesamten Bevölkerung vermitteln sollte.
0 von 231 wochenweise

Bis zur ersten Hochrechnung bleibt die Hoffnung, dass alles noch anders kommt, als erwartet.
Nach den Wahlen gibt es Koalitionsverhandlungen und nach einigen Wochen, wenn es schlecht läuft nach mehreren Monaten gibt es eine neue Regierung. Ab da kann man zählen, denn frühestens sechsundvierzig, spätestens achtundvierzig Monate danach gibt es die nächste Wahl, falls nichts dazwischen kommt. Längstens werden es wohl so 231 Wochen, mindestens 201. Das ist lang, aber abzählbar, ab heute abend sind wir also bei 0 von 231, kommenden Sonntag schon bei 1 von 231 Wochen der vermutlich kommenden Kanzlerschaft des Friedrich Merz.
Tag 1 nach der Wahl
Es ist wie befürchtet. Die gesichert rechtsextremistische Partei räumt ab, im ein oder anderen Bundesland etwas mehr oder weniger. Die offizielle Ergebnisseite der Bundeswahlleiterin zeigt eine Tendenz, dass die westlichen und östlichen Bundesländer sich unterscheiden. Ähnliche Unterschiede zeigen sich zwischen Städten und den ländlichen Wahlkreisen.
Für mich, die über 50 Jahre in der Stadt Konstanz lebte, die mit ihren Ergebnissen zu anderen Universitätsstädten passt, sind die Dorfergebnisse erschreckend. Sowohl im Hegau, wie im Schwarzwald sind die beiden kleinen Dörfer, in denen wir leben, vorn dabei bei den ländlichen Ergebnissen.
Trotz aller Demos und der vielen Menschen, die auf der Straße waren, trotz allem was allein Merz verbockt hat, die CDU ist auf eins, die Rechten auf Platz zwei. Nun gut, Tag 1, Woche 0 von bis zu 231 Wochen, es ist abzählbar.
…ganz okay
Die Wahlabendhoffnung, dass Habeck, der jedweder politischen Kultur gut tun würde mit in eine Koalition käme, erfüllte sich nicht. Gut daran ist nur, dass sich jetzt mal einige Zeit alle andere Sündenböcke für alles suchen müssen, die Grünen können es dann erstmal nicht mehr sein.
Es gibt den ein oder anderen Punkt, der okay ist. Robert Habeck sagte was von ganz okay, wenn auch schlechter als erhofft. Allerdings auch da bekommt er intern Gegenwind, offenbar ist den Grünen selbst nicht klar, was sie an ihm haben, schade.
Gut ist, dass die unsäglichen Sprüche und Inszenierungen von Lindner und Kubicki damit Geschichte sind. Gern würde ich auch noch auf Sarah verzichten, aber vermutlich wird die sich weiter inszenieren.
Das war’s mit meinem optimistischen Anteil, ich bin auch Realistin und befürchte daher viel schreckliches von Lobbyisten Spahn, Klöckner und Co.
Daher Schluss jetzt wieder mit dem Politikkram, ich ziehe mich zurück in meinen eigenen Alltag.
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