Derzeit ist viel Politisches in dieser Welt erschreckend. Als wären Kriege, Flüchtlinge, Klimawandel und weiteres nicht schon genug um sich Sorgen zu machen.
Thomas schrieb die Tage was von mentalem DDoS, das trifft es mit der Masse an schlechten Nachrichten. Wir haben in Deutschland das Glück, dass es uns wesentlich besser geht als vielen anderen. Wenn selbst wir jedoch mit der Weltlage und der Politik überfordert sind, dann heißt das schon was.
Godwins Law
Vor vielen Jahren im Usenet, war Godwin’s Law ein geflügelter Begriff. Es bedeutet, dass jede längere Diskussion die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass sie mit einem Nazivergleich endet.
Da war schon was dran. Doch es war andererseits weit weg, selbst in Zeiten als die Republikaner bei uns sehr stark waren, schien ein großer Anteil an Nazis nicht möglich. Die Republikaner verschwanden und zeitweise schien es, als wären nur wenige Extreme noch ein Problem.
2013 bei Gründung der rechtsextremen Partei, ging es noch um die Rückkehr zur D-Mark, das wirkte eher albern als gefährlich. Inzwischen sehen wir, dass es viele gibt, die rechtsextrem denken und wählen.
Ein Nazivergleich in einer Diskussion wäre heute entweder korrekt oder würde im Hals stecken bleiben, weil es nicht mehr satirisch-sarkastisch ist.
Demos gegen Rechts
Schon zu Jahresbeginn 2024 gingen viele Demokraten auf die Straße. Letztes Jahr waren keine Wahlen, das erleichterte sicherlich die Gemeinsamkeit. Es war grad egal welcher demokratischen Partei jemand näher stand.
Demokraten halten zusammen

Wichtig war nur das Aufstehen gegen Nazis. Es waren parteiübergreifende Aktionen und Demonstrationen. In früheren Jahren war ich selbst Mitglied der Piratenpartei. Auch da gab es gemeinsame Aktivitäten mit anderen Parteien und je nach Thema auch mit den passenden NGO. Mein Lieblingserlebnis für Zusammenarbeit querbeet waren die Aktionen gegen das Konzerthaus auf Klein-Venedig mit dem Abschluss im Rathaus. Es gab jedoch auch andere Beispiele und manchmal schaute ich mich einfach nur um und verfolgte was andere machten, z.B. bei einem Nominierungsparteitag der Grünen in Konstanz, bei dem Nese Erikli Kandidatin zur Bundestagswahl wurde.
Kinder im Wahllokal
Heute erzählten in meiner Timeline manche davon, dass sie zuweilen bewusst keine Briefwahl machen, obwohl es heutzutage einfach ist, den die Kinder sollen mit. Andere wollen mit Jugendlichen, die erstmals wählen dürfen, das Erlebnis „wählen gehen“ etwas zelebrieren.

Mir fiel dazu mein sehr junger Ableger ein. Es ging um die Wahl des Oberbürgermeisters von Konstanz. Ein grüner Kandidat war Einheimischer, die Mitbewerber wirkten völlig unpassend, aber:
Radiesle uf d‘ Rheinbruck
Für mich, und ich meine es war ursprünglich nicht oder nicht nur mein Spruch, jedenfalls war das geflügelte Wort:
„Wenn d‘ Grüne wählsch no pflanzet die Radiesle uf f‘ Rheinbruck“
Hochdeutsch: Wenn du die Grünen wählst, dann werden sie die Rheinbrücke mit Radieschen bepflanzen.
Gemeint waren die Bedenken, dass der Verkehr nicht mehr oder nur sehr eingeschränkt über die Brücke fahren dürfte.

„Die Brücke“ ist die alte Rheinbrücke, die weiteren sind im Gespräch nicht so wichtig.
Erster grüner OB Deutschlands
Konstanz selbst ist gemischt und spiegelt auch den Einfluss von HTWG und Uni wider. Rundum ist die Welt wie in vielen ländlichen Teilen Baden-Württembergs tiefschwarz und konservativ. Ein Grüner, lange vor Kretschmann, ein Grüner in Konstanz. Was zunächst unvorstellbar schien, klappte dann und Horst Frank wurde der erste grüne Oberbürgermeister Deutschlands in Konstanz.
Geheime Wahl
An sich sollen Wahlen ja geheim sein, die Wahlkabinen gewährleisten, dass niemand etwas sieht. Doch ein fragendes Kind was mit mir in der Kabine stand, war deutlich für alle im Raum zu hören:
„Ute, gell wir wählen den Horst Frank, obwohl er Radiesle auf der Rheinbrück pflanzt?“
Geheim war meine Wahl damit nicht mehr und die Anwesenden grinsten alle, offensichtlich hatten sie Spaß an meinem Sohn. Ich bestätigte ihm, was er schon wusste, zeigte ihm wo das Kreuz dafür hingehörte.
Kinder lernen wählen
Bei mir waren es eher die „Willi wählen“-Anstecker, mit denen ich zuerst was über Wahlen wahrnahm. Auch ich bekam einen dieser Anstecker. Die SPD war damals eher orange als rot und in dem Alter liebte ich die Farbe.
In meiner Familie wählten alle SPD, außer die FDP versprach vorher mit der SPD zu koalieren, dann vielleicht mal die. Gewählt wurde sonntags nach der Kirche, oft war das Wahllokal im Gemeindesaal der Kirche, das ließ sich gut verbinden.
Man kann nichts ändern
Immer wieder bekomme ich von Nichtwählern zu hören, es würde eh nichts ändern, man könne nichts tun.

Dieser „man“ nervt mich eh ganz oft, denn wer ist das schon. Meist ist das schon so eine halblebige Version, so ganz um eigenen stehen lieber nicht, sonst wäre es „ich kann nichts tun“.
Jemanden mitnehmen
Die Welt ändern, kann ich allein sicher nicht. Aber ich kann meinen Teil tun. Wenn alle denen demokratische Parteien bei Wahlen wichtig sind, ihren Teil dazu tun und ein bisschen mehr machen als schweigend zu wählen oder gar nicht zu wählen, dann verändert sich sehr wohl was.
Für mich ist es heute bloggen, früher das Kind mitnehmen, ich führte schon Gespräche um andere zu bewegen zu wählen, ich war in NGO und Partei… Ich bin überzeugt, dass es hilft, wenn jede einzelne Person ihren Anteil beiträgt.
Warum nicht einen Sonntagsspaziergang zum Wahllokal mit einer Person machen, die sonst womöglich nicht wählen ginge.
Bitte geh wählen und such dir einen kleinen weiteren Beitrag um die Demokratie zu erhalten.
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