Wieder einmal läuft gerade eine Empörungs- und Solidaritätswelle auf twitter, weil jemand ausgetreten ist und Mobbing als Gründe angibt.
Nichts gegen Solidarität, aber die ist für mich in persönlichen Mails ganz im Hintergrund sinnvoller, als in der Monsterwelle auf twitter.
Viele fordern, dass die jeweils Ausgetretenen sagen, wer genau es jetzt war, damit sich alle Empörung gegen die Person richten kann, die Schuld ist.
Schuld
Ja, Schuld ist schon auch bei den jeweiligen einzelnen Mobbern, aber die sind nicht das wirkliche Problem. Eine mobbende Person ist für kaum jemanden ein Problem, wenn klar ist, es gibt ganz viel Rückhalt, es gibt ganz viele, die unterstützen, die es nicht akzeptieren und die helfen das Mobbing zu stoppen. Die Hauptschuld am Austritt liegt also keineswegs bei der einen mobbenden Person. Die Hauptschuld trifft alle, die ruhig sind, wenn sie Mobbing mitbekommen.
Mobbing stoppen
Mobbing gibt es, weil viel zu oft nicht überlegt wird. Mobbing gibt es weil ganz oft, auch Personen gemobbt werden, die man persönlich nicht so sympathisch findet. Also greifen wir eben nicht ein, denn naja, es trifft ja jemand, der oder die einem selbst nicht so wichtig ist.
Vorstände sollen Mobbing stoppen
Auch dieses Mal wieder werden mehr oder weniger deutlich Vorstände genannt, die hätten handeln müssen. Quatsch! Das geht bei Piraten nicht.
Gerade Vorstände können eben nicht eingreifen. Jedes Vorstandsmitglied bei den Piraten ist sehr viel schneller Mobbingopfer, als es schreiben kann: „Ich unterstütze Person X, weil Y sie mobbt.“
Piraten mögen ihre Vorstände nicht, Piraten haben Angst vor etwaiger Macht ihrer Vorstände, deswegen haben gerade Vorstände keine Chance gegen Mobbing vorzugehen. (Mal abgesehen vom Weiterleiten eines PAV (Parteiausschlussverfahren), wie es z.B. laut Satzung im Landesverband Baden-Württemberg nötig ist, da nur der Landesvorstand einen Antrag auf PAV beim Schiedsgericht stellen kann, nicht ein einzelnes Mitglied.)
Mobbing nicht nur gegen Einzelne
Mobbing bei den Piraten richtet sich jedoch nicht nur gegen Einzelne sondern oft gegen ganze Gruppen. Lest euch mal durch, was es an Tweets rundum und kurz nach dem Bundesparteitag in Neumarkt gab. Gelesen habe ich von denen, die gern eine „echte“ SMV (Ständige Mitgliederversammlung) gehabt hätten, vieles, u.a.
- nur mit SMV sind die Piraten was wert
- wer die SMV will, hat keine Ahnung
- Bedenkenträger verhindern das einzig Richtige
- in der „richtigen“ Ecke Deutschlands, wäre es ganz anders
- mutlos, konservativ ist jede/r der nicht für eine SMV ist
- die aus „Region X“ sind alle blöd
- gründen wir halt eine eigene Partei (wahlweise garantiert mit oder ohne die SMV)
- auch einige Redner, teils durchaus als Promipiraten zu bezeichnen, hielten es für passend, Piraten anderer Regionen nur für ihre Herkunft abzuwerten (und ja, ich meine sowohl die, die sagen „alle Berliner sind doof“, wie auch die, die meinen „in Bayern wundert mich ja gar nichts“)
- „alle die Antrag X nicht zustimmen, gehören raus aus der Partei“, hörte und las ich ebenso wie
- „alle die Antrag X zustimmen, gehören raus aus der Partei“
Umgang untereinander
Zum Umgang habe ich deshalb ja schon mehrfach was geschrieben: Gründe die für und gegen Kandidaturen sprechen ¦, Warum nur 2,1% für die Piraten ¦, ¦nicht nur Basispiraten sind Menschen!, Shitstormmagnet?!.
Irgendwo zwischen „Don’t feed the trolls“ und einfach wegschauen bei allen Angriffen, sollte es doch möglich sein, anders miteinander umzugehen.
Der Umgang untereinander sollte respektvoll und zumindest mit Höflichkeit möglich sein. Ja, wir sind kein Freundeskreis, wir sind eine Partei. Aber wir haben doch prinzipiell angeblich ein gemeinsames Ziel. Wir könnten aufhören zuzulassen, dass persönliche Machtspiele, die zu Mobbing führen, funktionieren.
Ich habe die Nase voll, von diesem Umgang, ich mag nicht, abgewertet werden, weil ich aus Region X komme oder weil ich zu Thema Y die anscheinend falsche Meinung habe. Und, ich möchte das auch für alle anderen nicht.
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