Es gibt ja täglich die unterschiedlichsten Meldungen von irgendwelchen unseriösen Anbietern, bei denen zwei falsche Klicks für den Endanwender zu unvorhergesehen Kosten führen. In diesem Zusammenhang sind die meisten ja schon vorsichtig und geben ihre Daten lieber gar nicht erst an.
Annahme eines fiktiven Mietvertrags
Angenommen ich hätte eine Wohnung zu folgenden Bedingungen gemietet:
- Laufzeit 1 Jahr
- Kündigungsfrist 2 Monate zum Ende der Laufzeit
- Vertragsbeginn: 10. April 2007
- Ende der Laufzeit: 9. April 2008
Im Januar 2008 fände ich eine andere Wohnung, die ich ab dem 10. April 2008 mieten wollte, deshalb hätte ich meinen Vertrag gekündigt:
- Kündigung am 9. Januar 2008
Ich würde also Folgendes erwarten:
- eine Bestätigung der Kündigung und wenn das geklappt hätte
- Vertragsende am 9. April 2008
- Übergabe der alten Wohnung ab dem 9. April 2008
Stattdessen schriebe jedoch mein Vermieter
- die Bestätigung der Kündigung
- die Übergabe der alten Wohnung müsse innerhalb von 60 Tagen, spätestens bis zum 8. März 2008 erfolgen
- ansonsten
- liefe der Vertrag für ein weiteres Jahr oder
- eine erneute Kündigung sei nötig
Eine erste Rückfrage im Januar hätte diese Bedingungen bestätigt. Da ich mich auf meine Laufzeit verlassen hätte und auch nicht erneut gekündigt, wäre es zu einem Übergabetermin am 10. April 2008 gekommen.
Der Vermieter bestünde jetzt darauf, dass ich wegen dieser Verspätung von einem Tag die Wohnung für ein weiteres Jahr gemietet hätte.
Unvorstellbare Vertragsbedingungen?
Ihr könnt euch solche Bedingungen nicht vorstellen?
Ich auch nicht. Auch mein Anwalt konnte sich solche Bedingungen nicht vorstellen.
Domainvertrag statt Mietvertrag
Es ging jedoch in meinem Fall nicht um einen Mietvertrag, sondern um einen Dienstleistungsvertrag für drei Domains mit united-domains. Die Bedingungen und der Ablauf waren so wie jetzt am Beispiel Mietvertrag geschildert. Das Ergebnis war, wie schon berichtet:
Mahnbescheid in Höhe von 222,84 (statt der Ursprungsforderung von 87.- Euro für drei *.eu-Domains)
Wenn ich jetzt nicht zahle, kann sich das Unternehmen bis zum Ende der Verjährung (drei Jahre) überlegen, ob sie klagen wollen.
Ungerechtes Ausnutzen der eigenen Macht
Lange und mehrfach habe ich versucht mit united-domains zu verhandeln, per E-Mail, telefonisch, per Post, jedoch immer ohne Erfolg. Nach mehrmaliger Rücksprache mit meinem Anwalt hatte ich mich bereits über die Drohungen des Inkassobüros hinweggesetzt.
Ein Mahnbescheid mit Hinweisen auf einen Gerichtsprozess den das Unternehmen vertretenden Anwalt und so, da wurde mir doch nochmal anders.
Nein, es geht mir nicht um die 87 Euro, ich hatte auch angeboten einen Verspätungszuschlag zu zahlen.
Mir geht es darum, dass es eine Methode ist. Die Kündigungsfrist und der entsprechende Transferzeitraum (die Zeit bis die Domain umgezogen sein muss) passen zeitlich nicht zusammen. Das Unternehmen verdient somit entweder an einer Verlängerung oder daran, dass der Umzug vorgezogen wird.
Wer sich zu wehren versucht, wird mit der Macht des Unternehmens, dem Weg über Inkassobüro und Mahnbescheid, eventuell bis hin zum Gerichtsverfahren abgeschreckt.
Habe ich gewonnen?
Nein, gewinnen kann ich in dieser Situation nicht, denn entweder ich zahle ungerechtfertigterweise oder ich muss mich ziemlich lange mit der Angelegenheit befassen. Selbst wenn ich einen Prozess gewinnen würde, steht das in keinem Verhältnis zur ursprünglichen Summe.
Gewinnt das Unternehmen?
Ja, ich meine schon, denn ich denke, dass es in tausend Fällen vielleicht einen gibt, bei dem ein Kunde soweit geht auch noch den Prozess zu riskieren. In allen anderen Fällen bekommt das Unternehmen mehr Geld, als korrekt wäre oder bekommt noch Geld, obwohl es keine Gegenleistung mehr bieten muss.
Was ich jetzt tue?
Wenn ich nicht gewinnen kann, dann könnte ich zahlen, denn billiger wird es ja nicht. Ja, könnte ich. Werde ich aber nicht.
- Bei einer Domain hätte ich wahrscheinlich alles auf sich beruhen lassen, auch nachdem das Unternehmen die Gebühr für ein weiteres Jahr abgebucht hatte.
- Mich ärgerte jedoch diese Ungerechtigkeit, deshalb ließ ich die Zahlung zurückholen.
- Wäre ich noch nie mit einem Prozess konfrontiert worden, hätte ich wohl spätestens bei den ersten Drohungen auf den Mahnbescheid des Inkassobüros aufgegeben.
- Fast hätte ich jetzt beim Mahnbescheid doch noch aufgegeben, aber dafür ist es gut schon einige Male mit einem Anwalt zusammengearbeitet zu haben, denn nach dem Gespräch war mir einiges klarer:
- ich kann Widerspruch einlegen
- united-domains muss die Vorkosten eines etwaigen Prozesses tragen
- Gerichtstand ist hier in Konstanz und nicht wie befürchtet am Ort des Unternehmens
- ich habe gute Chancen zu gewinnen, da die meisten Richter die Angelegenheit eben z.B. mit einem Mietvertrag vergleichen würden
- Ich habe Widerspruch eingelegt
- es bleibt natürlich ein Restrisiko einen etwaigen Prozess zu verlieren
- die Verjährungsfrist von drei Jahren heißt, dass ich womöglich drei Jahre lang nicht weiß, ob es zum Prozess kommt
Was ich gern hätte?
Na, wünschen darf ich mir ja alles, am liebsten hätte ich:
- united-domains ändert freiwillig diese Bedingungen
- united-domains schreibt mir, dass sie die Sache auf sich beruhen lassen
- ganz viele Menschen schreiben darüber
- dass es nicht nur offensichtlich unseriöse Anbieter gibt, die Geld kosten können
- sondern auch ein ganz gewöhnliches Unternehmen kann unfaire und ungerechte Bedingungen durchsetzen wollen
Mich ärgert es maßlos, dass ein Unternehmen mit einer solchen Masche zusätzlich Geld verdient, weil sich die kleinen Domaininhaber nicht so leicht, oder nur mit hohem Risiko wehren können.
Nachtrag
Ein Blick in die Kommentare kann sich lohnen, der ein oder andere hierher verweisende Artikel führt das Thema fort, bzw. es entstand weiteres in den dortigen Kommentaren.
Damals gewann ich am Ende und sicherlich hatte daran nicht zuletzt Robert Basic einen großen Anteil, der in seinem reichweitestarken Blog darüber berichtete, siehe auch den Artikel Einfluss des Internets, Erfolg und Propaganda. Ich habe nicht bezahlt und irgendwann stoppte das Unternehmen seine Nachrichten an mich.
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