Ich bin grad sauer, wütend und auch erschrocken.
Ich habe die Entscheidung zum Eurosivion Song Contest nicht gesehen, es ist mir auch an sich nicht so wichtig. Aber natürlich habe ich mit bekommen, dass Andreas Kümmert nach seiner Wahl sinngemäß sagte: „Danke, ich freue mich sehr, dass ihr mich gewählt habt. Aber, sorry, ich kann nicht. Ich gebe meinen Gewinn an die Zweitplatzierte ab.“
In der Zeit schrieb Carolin Ströbele heute „Dieser Mensch gehört euch nicht.“ Sie schrieb, dass Unverständnis und Wut auf ihn, häufige Reaktionen waren. Sie wirbt dafür ihm mit Verständnis zu begegnen, dass er nein sagte.
Diesen Beitrag habe ich mit dem Kommentar „Auf den Punkt.“, in einigen sozialen Medien geteilt. Doch auch hier gab es schnell die ersten Reaktionen, die ihm das Recht absprachen, diese Wahl abzulehnen.
Vorher nein sagen
Natürlich in einer idealen Welt, wäre er gar nicht erst angetreten. Er hätte sich und die Situation im besten Fall schon vorher so eingeschätzt, dass er gewusst hätte, er überfordert sich, falls er gewinnt.
Meinen Glückwunsch an alle Menschen, denen es noch nie passiert ist, dass sie sich überschätzt haben.
Alle anderen werden sich erinnern, dass es nicht leicht ist, in solch einem Moment, durchzuatmen und dann zu sagen: „Sorry, ich kann nicht.“ Es ist für niemanden leicht, das dann zu sagen. Noch viel schwerer muss es sein, wenn man es vor einem riesigen Publikum in solch einem Moment sagen muss.
Für mich verdient Andreas Kümmert allen Respekt, dass er es gesagt hat.
Was sonst passieren kann…
Wie es für Andreas Kümmert war und jetzt ist, das kann nur er beantworten. Dasselbe gilt für alle, die zu Entscheidungen kamen, die von außen schwer nachvollziehbar sind.
Mir fielen spontan Beispiele ein, in denen Menschen sich selbst töteten, weil sie irgendwann keinen Ausweg mehr sahen. Als im August bekannt wurde, dass sich der immer fröhlich wirkende Robin Williams umgebracht hat, da waren die Reaktionen recht eindeutig. Da war es Schock, da hieß es, es wäre schlimm, da fragten sich Menschen, ob es nicht andere Wege gegeben hätte. Niemand weiß, was seine Gründe waren.
Doch Reaktionen wie jetzt auf die Entscheidung von Andreas Kümmert, solche Reaktionen können der letzte kleine Tropfen sein, der für manche das Faß zum Überlaufen bringt.
Manche die sich bei Robin Williams fragten, wie Hilfe hätte aussehen können, argumentieren jetzt, mit einem Recht der wählenden Zuschauer auf ihren Sieger.
Sagt mal: Geht’s noch?
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