Der Bundesvorstand der Piratenpartei hat sich heute eindeutig positioniert:
„(…) Schlimmer aber ist, dass einzelne Mitglieder der Piratenpartei (Piraten möchten wir sie nicht nennen) Julia körperlich bedrohten oder ihr sexuelle Gewalt androhten.
Ein solches Verhalten ist UNTER KEINEN UMSTÄNDEN tolerierbar. Der Bundesvorstand der Piratenpartei wird hier Ordnungsmaßnahmen und/oder Strafanzeigen prüfen lassen. Wir empfehlen den Opfern ernsthafterer Beleidigungen oder Drohungen nachdrücklich eine Weiterleitung an die Staatsanwaltschaft.(…) „
Worum geht es?
Aus meiner Sicht ist es irrelevant was im Vorfeld war, denn es sollte egal sein, um welches Thema sich die kontroverse Auseinandersetzung drehte. Es kann nicht sein, dass es toleriert wird, wenn jemand mit anderer Meinung bedroht wird. Trotzdem zum Hintergrund, aktueller Anlass war ein Artikel von Julia Schramm in der Piratenzeitung Flaschenpost zum Thema Datenschutz. Ich stimme dem inhaltlich überwiegend nicht zu, aber das ist unerheblich. Nötig ist eine sachliche Diskussion. Leider hat das erneut nicht geklappt.
Julia beschreibt, was nach dem Artikel passierte: Meinung und Freiheit, offenbar gab es in den Kommentaren zum Artikel in der Flaschenpost, auf twitter und per Mail persönliche Beleidigungen und Drohungen.
Meinungsfreiheit
Manche sind der Meinung die Flaschenpost hätte den Artikel nicht veröffentlichen dürfen, weil Julia bei diesem Thema eine Position vertritt, die vom Parteiprogramm nicht gedeckt ist. Aus meiner Sicht müssen auch unterschiedliche Meinungen möglich sein. Deshalb finde ich es richtig, dass die Flaschenpost Julias Artikel veröffentlichte. Erschreckend ist das verschiedene Maß, was manche an den Tag legen, dazu ein Tweet mit anderer Sichtweise:
„Die jetzt Flaschenpost bashen und konformistische Artikel fordern hatten nichts zu meckern, als der Kompass mit Maskulistenscheiß aufmachte.“
Je nach Thema ist Meinungsfreiheit wichtig und richtig oder eben auch nicht. :(
Trolle
Trolle soll man nicht füttern, dann ist es schneller vorbei. Grundsätzlich ist das ganz sicher richtig. Je mehr auf manche Äußerungen eingegangen wird, desto umfangreicher wird die Diskussion.
Beleidigungen, Verleumdungen, Drohungen usw.
Folgt man der Trollregel, so sollte man am besten auch auf Beleidigungen, Verleumdungen und Drohungen nicht reagieren. Die Frage ist jedoch was ist ein Troll und sind persönliche Angriffe tatsächlich trollen? Wann ist eine Beleidigung eine Beleidigung, z.B. im Sinne des Gesetzes, bis wohin ist es nur Getrolle? Ist eine Drohung nur Trollerei oder sind Drohungen- beispielsweise per persönlicher Mail – ernstzunehmen? Ist eine Verleumdung ein Kompliment, weil damit ja auch Wahrnehmung entsteht oder ist es nachteilig, wenn es unwidersprochen stehen bleibt?
Die Wahrheit?
Es gibt sie nicht, _die_ eine allgemeingültige Wahrheit. Ebensowenig gibt es _den_ einen richtigen Weg.
Ich habe sehr unterschiedliche Meinungen zu dem konkreten Fall gelesen, bis hin zu, dass sei doch alles nur intern dort bei denen und da solle man sich nicht einmischen. Manche meinten, die extremen Bedrohungen seien ganz sicher nicht von Piraten gekommen, das halte ich für Wunschdenken. Dieser konkrete Anlass war ja kein Einzelfall sondern zeigte die Spitze eines Eisbergs im Umgang miteinander.
Bei aller Liebe zur Meinungsfreiheit, bei aller Vernunft, die dafür spricht Trolle einfach zu ignorieren, für mich ist diese Reaktion des Bundesvorstands bitter nötig. Für mich wurde bei uns Piraten schon zu oft eine Beleidigung, eine Verleumdung, eine Drohung mit Meinungsfreiheit begründet oder mit Getrolle erklärt.
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