…manchmal sind Jahrestage irgendwo im Unterbewusstsein gespeichert

Frühling auf dem Friedhof - Pflanzen und mehr

Keine Ahnung, wie genau das funktioniert, das können Fachleute besser erklären. Aber ich weiß, dass es so ist.

Irgendwo in mir drin stehen Daten, Jahrestage, die sind da einfach und zwar immer zum jeweiligen Datum. Es ist ganz egal, ob ich mal einen Tag vergesse; grad gar nicht mitbekommen habe, welches Datum grad aktuell ist;  es ist trotzdem da.

Über Jahre hinweg gab es schon die verschiedensten Varianten, ich dachte der Jahrestag sei erst am nächsten Tag oder wäre schon am Vortag gewesen. Ich wusste grad nicht welches Datum ist, war mir bei einem Jahrestag nicht einmal mehr sicher, welches Datum, oder ob ich es verwechselte habe.

Jahrestage Geburtstage und Todestage

Frühling auf dem Friedhof - Pflanzen und mehr

Half aber alles nicht, manche Jahrestage sind selbst nach mehr als einem Vierteljahrhundert nicht weg.

Jahrestage von Todesfällen

Manche haben solche Tage gar nicht, andere haben nur zwei, manche gar nur einen, doch sicher kennen viele es, dass es mehrere solcher Jahrestage gibt. Ich bin so aufgewachsen. Meine Großmutter vergaß nie, mich an den Geburtstag oder Todestage ihrer Eltern zu erinnern, unabhängig davon, dass ich die Menschen nicht einmal gekannt habe.

Lächelnd dran erinnern

Nicht alle dieser Jahrestage sind mehr als ein „Hallo, ach stimmt ja“. Der Geburtstag meiner Großmutter ist derselbe, wie der von Elvis. Wenn mir auffällt, dass der 8.1. ist, dann halte ich kurz inne, und denke, lächelnd stimmt ja. Das war’s, da passiert sonst nichts, es ist einfach ein Moment.

Bei meinem Lieblingsgroßvater ist immer ein bisschen Wehmut dabei, ein „schade, es hätte noch vieles gegeben, was wir hätten erleben können.“

Ich weiß noch manch anderen Tag, die meisten sind, so ähnlich wie eine Schweigeminute, ein kurzes Innehalten eben. Manche sind nicht einmal das.

Woran das liegt? Einerseits an den jeweiligen Menschen, die mir mehr oder weniger wichtig waren. Einige sind inzwischen einfach Vergangenheit, nicht mehr wichtig, nur das Datum ist noch da, aber eben im Hinterkopf, nicht mehr nötig, sich Geburtstage zu merken von Menschen, die nicht mehr leben, aber manche sind da halt noch.

Es liegt sicherlich auch daran, dass beispielsweise meine Großeltern etwa in dem Alter starben, in dem es in etwa üblich ist, mit Ende siebzig und Mitte achtzig ist es nicht gerade selten, es ist der Lauf des Lebens. Trauer war da anfangs sehr heftig, doch es ging auch relativ schnell vorbei. Ein, zwei der Jahrestage waren noch mehr als eine wehmütige Minute, doch das war es dann auch.  Jetzt sind sie einfach Erinnerung teils besser, teils schlechter, aber eben Vergangenheit.

Keiner dieser Momente beeinflusst meinen Alltag heutzutage.

Trauer und Jahrestage

Aber dann gibt es eben diese Jahrestage, die ganz anders sind. Bei denen es kaum einen Unterschied macht, wie lange es her ist.

Der Todestag meines Vaters ist 35 Jahre her, ich war damals neun. Meine Mutter starb, als ich gerade in Kopenhagen studierte, auch das ist inzwischen bereits acht Jahre her. Diese beiden Tage folgen unmittelbar aufeinander, kurze Zeit später kommen die Geburtstage im Abstand weniger Tage.

In weniger als vier Wochen sind dann alle Erinnerungstage, die mich stark beeinflussen vorbei. Der Vorzug ist, dass ich elf Monate Ruhe habe, vor solchen Zeiten, der Nachteil, dass es in den gut drei Wochen bis diese Tage vorbei sind, mich häufig beeinflusst.

Friedhöfe sind schön

Eigentlich mag ich Friedhöfe. Also manchmal mag ich Friedhöfe. Ich finde die Tradition damit noch einige Jahre an die Menschen zu erinnern gut. Viele Jahre habe ich mich um das ein oder andere Grab auch bezüglich der Pflanzen gekümmert, ich mach das an sich gern.

Mit dem Grab meiner Mutter habe ich jedoch ein Problem. Wenn ich mir jemand mitnehme, dann geht es einigermaßen. Allerdings kann ich bis heute nicht allein auf den Friedhof gehen, ohne dass ich anschließend mit einigen Tagen Nachwirkung rechnen muss. In den folgenden Tagen, brauche ich mehrfach einige Stunden Ruhe und Zeit, um wieder den Kopf frei zu bekommen und nicht mehr in jedem freien Moment mit Trauer und Erinnerungen beschäftigt zu sein.

Friedhof für mich selbst eher nicht

2009 gab es vielleicht schon den ein oder anderen Friedwald, aber mir war noch keiner begegnet.

Für mich ist das perfekt. Heutzutage gibt es viele Friedwälder und auch auf den Friedhöfen gibt es mehr Konzepte als Urnenwand oder Erdbestattung. Wer möchte kann quasi ans Grab, denn es gibt einen Ort, an dem bestattet wurde. Aber der Wald braucht keine Besucher, nichts muss getan werden.

Wenn es die irgendwann mal Entscheidenden anders sehen, sollen sie tun, was sie wollen. Für mich wäre ein Friedwald eine gute Variante. Solange ich nicht wach wäre, würde mir das reichen. Sonst gerne mit Seeblick, aber der ist für die Lebenden wichtiger, als für die Toten.


8 Antworten zu “…manchmal sind Jahrestage irgendwo im Unterbewusstsein gespeichert”

  1. Danke, die Rückmeldung freut mich hier besonders, weil ich da gar nicht sicher war, ob ich es so schreiben sollte.

  2. Dachte ich mir schon, dass Du an diesem sehr persönlichen Beitrag ein wenig geknabbert hast – um so wichtiger schien es mir, Feedback zu geben.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert