Anlässlich Alyamas Serie zu Pädophilie und sexuellem Missbrauch, schrieb ich letztens schon etwas ausführlicher, weil ich über den Titel: „Die Gedanken sind frei“ stolperte, obwohlwir uns sonst schon überwiegend einig sind.
- Sexuelle Gewalt an Kindern – wer macht das? Vor sehr viel längerer Zeit, 2009, schrieb ich schon einige Male über das Thema „Dokumentierter Kindesmissbrauch“, im allgemeinen Sprachgebrauch Kinderpornographie genannt.
- Zahlen zu sexuellem Kindesmissbrauch und zur Kinderpornographie
- …manchmal gibt es Wichtigeres ::: Kinder schützen
- Internetsperre? Kampf gegen Kinderpornographie ::: Frauensache?
- Kinderpornographie : Netzsperre : Zensur
Alyama veröffentlichte gestern gleich drei Artikel. Die drei Beiträge:
- Pädophilie: “Kinderpornografie schadet Kindernâ€Â
- Gastbeitrag: Kurz notiert – von Meinungsfreiheit und Meinungsfreiheit
- Sexueller Missbrauch: “Das passiert nur Mädchenâ€Â
Ich stolperte über den ersten, dazu weiter unten mehr.
Das Thema kann sie jetzt doch nicht…
Offenbar waren einige schnell mit ihrem Urteil über Alyamas Beitrag, der anzweifelt, dass jede Form von Kinderpornographie Kindern schadet.
Kinderpornographie, die mit Kindern gemacht wurde, ist nicht das Thema, es ist absolut klar, dass dokumentierter Kindermissbrauch unter keinen Umständen tolerierbar ist. Darauf weist auch Alyama nochmals explizit hin.
Das änderte jedoch wenig am Hagel an Kritik, auch die Popcornpiraten griffen das auf: Listenkandidatin aus Baden-Württemberg fordert Legalisierung von fiktiver Kinderpornographie
Soweit ich im Nachhinein las, hätte sie es nicht so schreiben dürfen:
- weil das Thema ein halbes Jahr vor der Bundestagswahl nicht genannt werden darf
- weil das ein kontroverses Thema ist
- weil sie nur Eigenes aufarbeite
- weil es ein Randthema ist
- weil sie den Piraten schadet
- weil sie Kandidatin zur Bundestagswahl ist
- weil es überhaupt und außerdem …
Ach so. Nun, dann habe ich was falsch verstanden.
Ich bin auch und gerade deshalb Piratin geworden, weil ich nicht akzeptieren wollte, dass Frau von der Leyen, denen, die Sperren umgehen können, 2009 recht pauschal unterstellte „teils schwer pädokriminell“ zu sein. Ich bin Piratin, weil ich möchte, dass es keine Tabuthemen gibt. Ich bin Piratin, weil bei den Piraten auch Rand- und Minderheitenthemen Platz haben. Ich bin Piratin, weil es uns, den Piraten, nicht vor allem darum geht Wahlen zu gewinnen und im Wahlkampf nur alles schönzureden.
Deshalb ist es für mich nicht falsch, dass sie als Listenkandidatin über diese Themen schreibt, siehe auch den Gastbeitrag bei ihr.
Das passiert nur Mädchen
Zu ihrem Artikel, dass die einfache Rechnung, nur Männer missbrauchen, nur Mädchen sind betroffen, nicht aufgeht, gibt es nichts hinzuzufügen. Missbrauch wird nicht weniger, wenn gedanklich ganze Gruppen aus Tätern und /oder Opfern ausgeschlossen werden.
Diskutieren ließe sich für mich, wer sich wofür einsetzt. Mir fällt auf, dass es zum sexueller Gewalt nur sehr wenige Männer gibt, die sich für das Thema einsetzen. Das war auffällig in der Bundestagsdebatte zu Internetsperren, es fällt auf, wann immer ich etwas über dieses Thema höre. Denn ganz sicher wäre es für Jungs einfacher, über eigene Erfahrungen zu reden, wenn es mehr Männer gäbe, die hier Ansprechpartner wären.
Alles verbieten? – Fiktive Kinderpornographie
Beim Thema, ob Kinderpornographie in der heutigen gesetzlichen Definition, verboten sein sollte, kann ich nicht mal eben einfach zustimmen. Ja, ich verstehe, dass Kinderschutz nicht der Grund für ein Verbot fiktiver Kinderpornographie sein sollte. Denn es gibt keinen Hinweis, dass durchs sehen oder lesen das Risiko steigt, dass jemand zum Täter wird.
Alyama nutzt den Begriff “fiktive sexuelle Darstellungen von Kindernâ€Â, ja das klingt schon anders als Kinderpornos. Alyama führt aus: „Es geht hierbei um Animationen, Texte und Zeichnungen in denen Sexualität mit Minderjährigen dargestellt wird. Aber auch um Filme, in denen sehr kindlich aussehende, aber erwachsene Personen einvernehmlichen Sex mit anderen Erwachsenen haben. “
Tja und für mich bleibt es schwierig. Klar verboten werden sollte nur, was unbedingt verboten werden muss. Es gibt auch das Argument, wenn Gewalt und Tod fiktiv erlaubt sind, warum dann nicht fiktive, sexuelle Darstellungen von Kindern.
Mein Bauchgefühl, ist etwas ganz persönliches. Mir ist es wichtig, dass der Schutz von Kindern klappt und dass es nicht um Symbolpolitik geht, die nur vermeintliche Sicherheit bietet. Deshalb befasse ich mich auch immer wieder damit.
Bevor ich etwas schreibe, lese ich meist nochmal nach. Ich wollte zu Kinderpornographie nachlesen, ich gab das in die Suchmaschine ein. Ich war sehr erleichtert, dass die Ergebnisse dort keineswegs Seiten zweifelhaften Inhalts, sondern sachliche Seiten waren. Ich erinnere mich noch gut an die Anfänge von Google, als ich zu allen möglichen Eingaben, Seiten bekam, die ich keinesfalls wollte. Ich bin sicher damals wäre ich auf einschlägigen Portalen mit dokumentiertem Kindesmissbrauch gelandet. Ja, ich begrüße an dieser Stelle, dass Google beim Begriff Kinderpornographie zensiert und nicht alle Ergebnisse anzeigt, die es wohl gäbe, wenn es eine freie Suche wie bei anderen Begriffen wäre.
Ich habe Angst davor, dass ein Lockern des Verbots, fiktive sexuelle Darstellungen von Kindern üblich werden könnten, wenn jemand danach sucht. Mir ist dabei nicht wohl. Ich habe Bedenken, dass es damit zu sehr „normal“ wird. Wenn es üblich ist, dass es überall gezeigt wird, solange kein Kind direkt zu Schaden kommt, wie geht es dann den Erwachsenen nach eigenen Erfahrungen mit sexueller Gewalt? Wenn sie dann Informationen suchen, müssen sie sich dann durch die sexuellen Darstellungen von Gewalt an Kindern kämpfen, um die Infos zu bekommen, die sie suchen? Wäre da nicht auch Schutz der ehemaligen Opfer angebracht?
Unterm Strich überwiegen bei mir die Bedenken bei einer Lockerung des Verbots. Nichtsdestotrotz will ich nicht, dass es nicht diskutiert werden darf. Ich will nicht, dass es totgeschwiegen wird. Ich will nicht, dass es keine Forschung dazu geben darf. Die Auseinandersetzung zu diesem Punkt ist wichtig. Für mich ist auch fiktive Darstellung kein Randthema solange es so viele Menschen gibt, die in irgendeiner Form mit Darstellungen von sexueller Gewalt an Kindern zu tun haben. Denn die Diskussion darüber betrifft keineswegs nur Pädophile.
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