Gewicht halten nach dem Abnehmen

ute 1982 - 57

ute 1982 - 57Abnehmen kennen ja viele. Ich hatte das erste Mal mit dreizehn massive Gewichtsprobleme. Als Teenager und bis Mitte zwanzig habe ich unzählige Abnehmaktionen gestartet. Diäten mit Zitrone und Ahornsirup, Nahrungsergänzungsmittel statt essen, fasten, Kalorien zählen usw. Seit ich zwölf bin habe meine 159 Zentimeter Größe.

Laut Idealgewichtstabellen hätte ich also ziemlich genau einen Zentner wiegen sollen. Ich kenne Frauen, die bei gleicher Größe nie einen Zentner erreicht haben. Diese Frauen hatten immer eine 4 an erster Stelle, ich war nie leichter als 57 Kilogramm. Die 57 kg hatte ich jedoch etwa mit zwanzig das letzte Mal. Mit dreizehn hatte ich 75 kg, später war mein Höchststand 89 kg, nur schwanger wog ich noch mehr. Seit 2002 schreibe ich einigermaßen regelmäßig mein Gewicht auf, bei 89 kg war mir klar, jetzt ist Schluss, die Spitzenwerte meines Wechselgewichts dürfen nicht noch höher steigen.

Immer mal wieder klappte es  Gewicht zu reduzieren, aber 2004 war ich wieder bei 87 kg, 2009 bei 83 kg, 2011 nochmal bei 87 kg.

ute 1977 - 75Die anderen Seiten der Gewichtskurven waren 69 kg 2002, 2006, 2008 und 2010 nur noch minimal 74 kg.

Mir wurde klar, dass das übliche Hin und Her sich im Durchschnitt immer weiter oben einpendelte. Im Frühjahr 2011 war mir klar, ich beginne einfach mal mit wiegen, ein bisschen aufpassen und beobachten.

Gelerntes Essverhalten

Als Kind schon mochte ich Kaba nicht sonderlich, aber Kaba war Pflicht, ich sei im Wachstum. Ich mochte kein Frühstück, aber ohne Frühstück aus dem Haus durfte ich nicht. Ich mochte keine Suppen und auch die meisten Beilagen nicht, da gab es jedoch keine Diskussion, das musste ich in der Menge essen, die mir aufgefüllt wurde. Ich mochte Fleisch und Salat, das war jedoch beides immer rationiert, da durfte ich nicht so viel essen, wie ich wollte.

ute 2003 - 73 Als Teenager habe ich gelernt, dass ich jedes doofe Essspiel gewinne. Da gab es Wetten, dass niemand zehn Ostereier essen kann, oder dass man nach acht Gläsern Suser garantiert Bauchweh und Durchfall bekäme. Ich konnte jedwede doofe Wette machen und gewinnen. Zeitweise bekam ich Geld um mir mittags etwas zu essen zu kaufen. Da lernte ich, dass sowas wie Joghurt günstig ist, mit keiner Arbeit verbunden ist und sich in unbegrenzter Menge essen lässt. Sowas wie eine Pfundpackung Toastbrot mit Butter und Maggi gehörte jedoch ebenfalls zu meinen nicht seltenen Mittagessengewohnheiten.

An sich sollte ich fünf Mahlzeiten essen. Frühstück, Schulvesper, Mittagessen, Süßkram zur Kaffeezeit und Abendessen. Wenn ich die Wahl hatte, gab es nie Frühstück und auch kein Mittagessen. Inzwischen bin ich völlig zufrieden mit meistens zwei und ab und zu mal drei Mahlzeiten. Selbst Ärzte schimpfen nicht mehr, wenn ich das erwähne.

Essstörungen

ute 2004 - 85Sicher nicht nur auf Grund des gelernten Essverhaltens, aber auch davon unterstützt entwickelte ich massive Essstörungen. Ich aß entweder nicht, oder ich aß, bis nichts mehr da war. Eine Kilopackung Eis war kein Problem, drei Currywürste mit vier Portionen Pommes mit Mayo gingen locker nebenbei.

Jahre später erst wurde mir klar, dass das nicht normal ist und wohl auch einer der Gründe für meine ständigen Gewichtsschwankungen. Aber es dauerte lange, bis ich kapiert habe, dass es Lebensmittel gibt, die einfach nicht im Haus sein dürfen, weil ich beispielsweise bei Eis bis heute nicht aufhören kann. Inzwischen habe ich mit mir einen Deal gemacht, ein- bis zweimal im Jahr, darf es diesen Anfall geben, dann ist eben ein Kilo Eis weg, aber ansonsten gibt es eben kein Eis Zuhause, sondern in der Eisdiele, oder mal ein Eis am Stiel.

Gelernt habe ich auch, dass meine Essmenge bei einer Mahlzeit immer so hoch ist, dass fünf Mahlzeiten nicht funktionieren können. Ich kann mich manchmal zwingen, weniger bei einer Mahlzeit zu essen, aber ich kann nicht vollständig umstellen auf so kleine Portionen, dass mein Bewegungsverhalten und fünf Mahlzeiten möglich sind.
ute 2010 - 80

Bewegung

Sicher nicht verwunderlich, ich war nie eine Sportskanone. Es gibt wenige Formen von Bewegung, die ich mag und ich muss daher auch hier bewusst darauf achten, mich nicht gar nicht zu bewegen. Ich mag schwimmen, aber am liebsten nur kurz und im See. Lange waren Schwimmbäder eine völlige Horrorvision, inzwischen geht es, aber regelmäßig das ganze Jahr, das klappt nicht. Ich hasse Gymnastik, joggen und ich bin motorisch nicht in der Lage mit irgendwelchen Ballspielen zurecht zu kommen. Ich tanze gern, aber nur Paartanz, passende Partner gibt es jedoch auch nicht immer. Ich spaziere im Urlaub gern irgendwo entlang, aber wandern mag ich auch nicht. Im Alltag brauche ich also etwas Kreativität um mein selbst definiertes Bewegungspensum zu jeder Jahreszeit und unabhängig von Urlaub hin zu bekommen.

 Abnehmen

ute 2011 03 - 87Nach ein paar Jahrzehnten Gewichtsproblemen, war mir klar, Diäten funktionieren nicht, ganz egal welche. Im Frühjahr 2011 sah ich auch an den Kurven des Gewichtsverlaufs, dass sich mein Durchschnittsgewicht immer weiter nach oben bewegte im Lauf der Jahre, das wollte ich so nicht mehr. Ganz bewusst achtete ich mehr auf Pausen, denn massive Stresszeiten führen bei mir zu häufigerem unkontrollierten Essverhalten. Ich beschloss ansonsten, auf keinen Fall etwas an der abendlichen gemeinsamen Mahlzeit zu ändern und Roland sollte weiter kochen, was er wollte. Denn dauerhaft Gewicht ändern, konnte nur klappen, wenn es in den Alltag passt.

Überflüssiges ließ es ich möglichst oft weg, also sowohl den Süßkram zum Kaffee, wie auch die meisten Nebenbeisnacks, wie die Käsescheibe im Vorbeigehen oder was da sonst noch so rum liegt. Als Milchkaffee-Junkie habe ich ja schon einige Kalorien täglich über Getränke, ich vermied also noch konsequenter weitere Getränke, die kalorienhaltig sind. Alkohol weg lassen, wäre sicher eine gute Alternative, aber ich trinke seit vielen Jahren keinen.

ute 2011 10 - 79Im Frühjahr 2012 war ich dann bei 78 Kilogramm, schon mal besser als die 87 kg im Jahr zuvor. Mein Roland fing irgendwann an, sich um sein Gewicht zu kümmern, das vereinfachte mein Vorgehen, weil auch er ein bisschen genauer hinsah, was er so kochte und zwischendurch futterte. Er nahm über 20 Kilogram bis Jahresende ab.

Ich schaute mir von ihm noch ein bisschen was ab. Roland lief öfter, statt den Bus zu nehmen, nahm mehr Treppen als Aufzüge. Genau das passte nicht, aber ich gewöhnte mir an, mich in Pausen, wenn ich nicht grad an der Tastatur war, nicht nur mich nicht hinzusetzen, sondern auch mal ein paar kleine Bewegungsübungen zu machen. Fünf Kniebeugen beispielsweise sind lächerlich. Aber bei zehnmal täglich einfach stehen bleiben statt setzen, plus ein paarmal fünf Kniebeugen oder ähnliches, machen eben doch was aus.

Im August war ich bei 72 Kilo, immerhin also inzwischen 15 Kilogramm weniger, wenn auch sehr langsam mit eineinhalb Jahren Dauer.

Konkurrenzspielchen

ute 2012 07 - 73Ich mag keine Konkurrenzspielchen, aber ich muss schon aufpassen mich nicht doch darauf einzulassen. Roland der mal eben 22 Kilogramm in gut einem halben Jahr abnimmt, ist ja schon toll. Dann verglich ich doch mit meinen grad mal 15 Kilo in der dreifachen Zeit. Zwischendurch war ich dann schon versucht an meinem System was zu ändern, aber ich habe es nicht getan. Beim Gewicht halten, hat Roland seine Schwierigkeiten. Bei ihm steigt es jeweils erst wieder ein Stück an, bevor er wieder mehr darauf achtet und wieder abnimmt. Durchgängig liegt er bisher deutlich über seinem niedrigsten Stand der Abnehmaktion.

Roland hat sich irgendwann beschwert, dass ich nichts von Plänen zum Abnehmen sagte. Da ich ein gewisses Geschick habe, auch Polster überspielende Kleidung zu tragen, hat er es auch lange nicht gemerkt. Als er erstmals fragte, ob ich eventuell abgenommen hätte, waren bereits 13 Kilo weg. Roland hat beim Abnehmen die Angewohnheit sich täglich zu wiegen und leichte Schwankungen nach oben, bekommen ihm gar nicht. Er erzählt dann nahezu täglich von Erfolgen und Misserfolgen. Insofern ist es für ihn unverständlich, dass ich weit über ein Jahr, einfach mal gemacht habe, ohne es auch nur einmal zu erwähnen. Wir sind in unserem Vorgehen tatsächlich sehr unterschiedlich, aber das ist ja auch nicht schlimm.
ute 2012 09 - 71

Wunschgewicht

Klar, ich hätte schon gerne mein Lieblingsgewicht, die 57 Kilogramm, mit denen ich mich optisch am wohlsten fühlte. Aber ich weiß schon, dass das nicht sehr realistisch ist, denn dieses Gewicht hatte ich nie lange und überhaupt hatte ich es zuletzt vor mehr als einem Vierteljahrhundert. Aber über 70 Kilogramm war definitiv auch noch nicht Ziel erreicht.

Im Herbst 2012 begann ich regelmäßig mehrmals die Woche schwimmen zu gehen. Meist 20 Minuten Bahnen ziehen und dann wieder raus. Es brachte zwar bis zum Frühjahr 2013 nur zwei Kilo Unterschied, aber verglichen mit anderen Jahren, in denen ich nach dem Winter oft fünf Kilogramm mehr wog, war es doch ein guter Erfolg.

Gewicht halten

Vom Frühjahr 2013 bis heute, also wieder rund eineinhalb Jahre, habe ich nichts Besonderes gemacht.
ute 2013 09 - 70
Ich habe weiterhin immer eine warme Mahlzeit täglich gegessen, völlig unabhängig davon was und ohne Rücksicht auf die optimale Menge. Selten hatte ich mehr als eine weitere Mahlzeit, sprich mit zwei bis drei Mahlzeiten täglich komme ich ganz gut zurecht. Meistens ist die zweite Mahlzeit sowas wie Joghurt mit Haferflocken mal kombiniert mit Obst, mal mit Salat. Ein Besuch in der Eisdiele mit Rieseneisbecher ist kein Problem, wenn es das statt einer meiner Mahlzeiten gibt.

Ich habe nahezu immer, mindestens einmal die Woche, mich ein bisschen mehr bewegt, sei es ein Stündchen spazieren gehen, oder stattdessen zwei- dreimal nur ein paar Minuten schwimmen gehen. Ansonsten habe ich weiterhin täglich meine Minibewegungen gemacht.

Anfangs wackelte das Gewicht von 70 kg bis fast zu 75 kg, aber ab Herbst 2013 hatte ich das besser im Griff. Im Frühjahr 2014 hatte ich meist 69 kg, selten doch mal bis zu 70 kg. Seither wackelt es weiter so um die drei Kilogramm, liegt jedoch inzwischen meist bei 67 kg. Insgesamt sind es also 20 Kilogramm weniger. Was mir jedoch viel wichtiger ist, es klappt bisher nicht nur das Gewicht zu halten, die Tendenz ist sogar eher sinkend.

ute 2014 05 - 68

Aussicht und weiteres Ziel

Sehr gern würde ich das Gewicht noch ein bisschen reduzieren. Aber ich habe meine eigene Definition von Wohlfühlgewicht:

Wohlfühlgewicht

Es gibt ein Gewicht, was mir ermöglichen würde, manches zu tragen, was ich mit höherem Gewicht nicht an mir mag. Das geht dann in Richtung der 57 Kilogramm. Wenn ich das auf dem Weg, den ich jetzt seit 2011 habe, erreichen kann, wäre es toll. Aber ich bin nicht bereit, für ein geringeres Gewicht als jetzt, deutlich mein Ess- und oder Sportverhalten zu ändern.

Dann gibt es Gewichtsklassen, bei denen mir bewegen und der Alltag schwer fiel, alles über 75 Kilogramm zählt dazu.

ute 2014 08 - 68Bei einem Gewicht darüber, gibt es auch nicht mehr viel an Klamotten, was ich an mir mag. Das schränkte mich also ständig ein. Irgendwann beschloss ich, dass ich für so viel Einschränkung noch nicht alt genug bin. ;)

Mein Gewicht von unter 70 Kilogramm, seit rund eineinhalb Jahren, hat für mich nur wenige Einschränkungen. Bewegen funktioniert, einiges an Klamotten mag ich wieder an mir und der Aufwand es zu halten ist für mich passend.

 

Ein bisschen weniger Gewicht, wäre schon noch schön, aber eben nur, wenn es weiter auf dem Weg geht, den ich vor rund dreieinhalb Jahren begonnen habe.

 

PS: Die Fotos sind in der größeren Ansicht beschriftet, z.B: 2014 08 – 68 (Jahr (eventuell) Monat – Gewicht in Kilogramm).


5 Antworten zu “Gewicht halten nach dem Abnehmen”

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