50 Jahre tot, das ist schon lange her.
Damals war da was mit: hat sich erschossen, darfst du nicht sehen, Telefonzelle, Bildzeitung schreibt, kommt nicht wieder, du hast wieder keinen Vater, wie die anderen eh schon immer sagen, tot, erschossen, du darfst ihn nicht ansehen, das ist wegen des Transports, du hast seine Augen, das Grab der Großmutter, tot, kommt nicht wieder…
Es war nicht abgeschlossen, sehr lange hoffte das Mädchen, dass es ein Versehen war, dass er wieder kommt. In späteren Zeiten lernte die Erwachsene, dass es manches grässlich war und sich nicht abschließen lassen wollte.
Hassliebe, Verachtung, Bewunderung, verletzt, stolz, verwirrt, verlassen…
Es dauerte sehr lang diese Trauer und die nicht-Trauer. Immer wieder kam es hoch, gerne an Jahrestagen aus dem Unterbewusstsein.
Die Erwachsene lernte, dass man auch mit Toten Dinge klären kann. Insgesamt wurde es nach und nach ruhiger. Doch Jahrestage waren keine normalen Tage, es blieb schwierig.
Trauer und Beziehungen
Das eigene persönliche an Trauer kann niemand anders genau so nachempfinden. Dagegen gibt es sowas wie kollektive Trauer, aus meiner Sicht bis hin zu Betroffenheitswahn. Ja, schon damals kritisierten manche den Begriff, für mich passt er noch immer.
Manche quasi-Elternbeziehung betrauerte ich sehr, wie Lichter, Momente, Augenblicke , aber es entstanden keine weiteren unangenehmen Jahrestage. Ein Tag wie ein Leben steht für eine weitere solche Beziehung, die erneut vor allem die guten Erinnerungen wach hält.
Diese selbst gewählte Familie und was ich damit meine beschrieb ich ohne direkten Trauerbezug im Beitrag Gefühlte, selbst-gewählte, rechtliche Familie.
Wie lange darf die Trauer also jetzt dauern?
Sie darf individuell sein….
Trauer ist an Jahrestagen bei mir auch nach 50 Jahren vorhanden. Es bleibt ein Gemisch, es ist nicht einfach, es kratzt. Es ist nicht die schöne Erinnerung mit einem Lächeln, wie vor einigen Tagen als mir auffiel, Opa hätte Geburtstag. Er wäre 115 Jahre alt geworden, ich freute mich, dass er mir einfiel, es war ein guter Moment.
Bei Opa war es anfangs schrecklich, er war ein besserer Vater, als mein es je war. Und doch war es anders, es war trotz allem die Großelterngeneration. Recht schnell war es mehr gute Erinnerung, als heftiger Schmerz.
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