Zuweilen bin ich ziemlich genervt von Bewerbern. „Sehr geehrte Damen und Herren“ ist bestenfalls Desinteresse. Manche versuchen zu lesen, so oft wie jedoch an mich ein „Sehr geehrter Herr“ ankommt, nicht immer erfolgreich. Hier im Blog habe ich ja schon weiteres zu Bewerbungen geschrieben, ziemlich ausführlich auch, was ich unter einer elektronischen Bewerbung verstehe.
Auch wenn es mit dem Beitragsbild vielleicht so wirkt, nein, handschriftlich muss eine Bewerbung für mich heutzutage nicht mehr sein.
Spambewerbungen
Als ich den Beitrag ursprünglich schrieb, gab es zumindest bei uns noch keine Spambewerbungen. Inzwischen 2025 gibt es die wahlweise mal deutsch mal englisch, keiner von diesen Bewerbern macht sich die Mühe auf der Webseite zu schauen, an wen sich Anschreiben richten könnten.
Auf unserer Unternehmenswebseite unter Jobs gabs lange Hinweise, wie eine Bewerbung aussehen soll und wer Ansprechpartner ist, außerdem verwies ich auf die Artikel hier im Blog. Das nützte nichts, gar nichts. Die Bewerbungen blieben schlecht.
Schüler bewerben sich
Die Telefonnummer finden doch einige Interessenten, oft auch Schüler, die ihr Schulpraktikum bei uns machen wollen. Die Website scheint unauffindbar. :-(
Die Hinweise zu Bewerbungen hat bisher noch keiner gelesen. Oder sind die vielleicht so kompliziert, dass sie keiner verstanden hat? Wer hier anruft bekommt den Hinweis auf eine elektronische Bewerbung per E-Mail.
Schlechte Beispiele für Bewerbungen per E-Mail
Selbst wenn wir gerade an Praktikanten interessiert sind, schaffen es die meisten sich sofort zu disqualifizieren. Sie rufen an und nach einigen Stunden bekomme ich dann ein Mail in folgendem Stil:
„Sehr geehrte Damen und Herren, wie telefonisch besprochen hier meine Bewerbung. Ich bin Schüler Klasse 10 an Schule XY. In drei Wochen soll ich ein zwei-wöchiges Praktikum machen, ich finde Webdesign ganz toll deshalb will ich das bei Ihnen kennenlernen. MfG“
Wie bitte?
Ja, ich bin komisch, ich erwarte, dass Bewerber unsere Seite mit Hinweisen zu Bewerbungsunterlagen finden. Wäre das so, dann könnte eine solche Bewerbung nicht vorkommen.
„Sehr geehrte Damen und Herren“
Was ist an „Ansprechpartner Ute Hauth“ mit verlinkter Mailadresse nicht zu verstehen? Manch einer kam wohl schon mal bis zu der Seite und schrieb dann:
„Sehr geehrter Herr“
Aha, hätte ich einen ungewöhnlichen Vornamen, würde ich das verstehen, aber kennt jemand einen Mann, der Ute heißt?
„wie telefonisch besprochen hier meine Bewerbung.“
Prima, das ist ja schon mal was.
Was vermitteln die Schulen?
„Ich bin Schüler Klasse 10 an Schule XY.“
Ja, das ist ja nett.
„In drei Wochen soll ich ein zwei-wöchiges Praktikum machen“
Ach, und das hat der Arme erst jetzt erfahren? Alle mir bekannten Schulen haben feste Termine für Praktika. Wenn ein Praktikum nach den Osterferien stattfinden soll, warum kommt die Bewerbung nicht im Januar? Kurzfristig noch Praktikanten einplanen ist nur selten möglich, deshalb haben kurzfristige Bewerber meist schon Pech.
“ ich finde Webdesign ganz toll“
Nichts gegen diesen Hinweis, aber als einzigen Grund, warum ich jetzt einen Praktikanten nehmen soll finde ich das doch ein bisschen wenig.
„deshalb will ich das bei Ihnen kennenlernen“
Das ist ja nett, nur was habe ich davon? Nett wäre irgendein Hinweis, der mir zeigt, ich bin wenigstens so interessiert, dass ich schon mal auf die Webseiten geschaut habe und mich auf irgendwas beziehe.
“ MfG“
Verbindlichen Dank, wem es zuviel Arbeit ist, den Gruß in einem Bewerbungsanschreiben wenigstens auszuschreiben, der ist für mich nicht cool, sondern kommt einfach nicht in Frage.
Da fehlt doch was
Auch bei einem Praktikum für nur zwei Wochen, erwarte ich eine minimale Bewerbung. Ein Dreizeiler per Mail ist keine Bewerbung. Ein Mini-Lebenslauf als pdf, der zeigt, dass jemand schon mal von Bewerbungsunterlagen gehört hat, das wäre mein Minimum.
- Klar ein Lebenslauf gibt noch nicht viel her, aber was spricht dagegen die Form zu wahren, und die persönlichen Daten und die Schulen aufzuführen? Zumindest das Alter eines Bewerbers fände ich zuweilen ganz nett und nein, das kann ich nicht automatisch an der Klassenstufe erkennen.
- Ein Bild am liebsten ein Passbild im Lebenslauf, der als PDF angehängt ist, wäre fein. Die Bewerber wollen mir sagen, ich solle sie für Webdesign nehmen. Wenn ich als Schüler sonst noch nicht viel vorzuweisen habe, dann gehört derzeit im deutschsprachigen Raum ein Bild noch immer zu einem Lebenslauf.
- Zu einer Bewerbung gehören für mich relevante Zeugnisse. Bei einem Schulpraktikum wäre es das letzte Zeugnis, nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Ich möchte eine Vorstellung davon, in welchen Bereichen die Stärken und Schwächen eines Bewerbers liegen. - Selbst für ein kurzes Praktikum von einer Woche, kann ich leichter einen Ablauf erstellen, wenn ich ein bisschen was über Bewerber weiß.
- Je nach Stärken ob im technischen, sprachlichen, künstlerischen Bereich würde ich auf andere Themen eingehen. Bei Mathe und Physik fünf, würde ich eher weniger auf Programmieren eingehen. Für Schriftliches und Dokumentation wären Fünfer in Deutsch und Englisch nicht gerade ein Vorzug…
Sollte jemand ein berufliches Profil online verfügbar haben, wäre das für mich ebenfalls kein Problem.
Wenn es in einem Netzwerk wäre, hätte ich gern, dass die Person vorher prüft, ob die Person an die die Bewerbung gerichtet wird auch in dem Netzwerk ist und es lesen kann, wenn darauf verwiesen wird.
Was vermitteln die Schulen vor solch einem Praktikum?
Ich dachte, es wäre so, dass vor solchen Praktika in der Schule das Thema Bewerbungen angesprochen wird. Jedoch nach dem, was ich so an Bewerbungen bekam, schien es nur zwei Varianten zu geben:
- es wird nicht unterrichtet
- es bleibt nichts hängen
Mehrfach habe ich im Lauf der Jahre nachgefragt, die Schulen vermitteln sehr wohl. Im Lauf der Zeit lernte ich, dass auch bei wesentlich älteren, erfahreneren Bewerbern weitgehend nicht klappt.
Erwachsene Bewerber nicht besser
Schlechte Anfragen ohne direkte Anrede beantwortete ich irgendwann nicht mehr. Wer nur Standardbewerbungen an jede Mailadresse, die irgendwo steht schickt, verdient auch nicht, dass ich mir die Arbeit mache zu antworten.
Ein Bewerber in einem Vorstellungsgespräch, toppte alles was ich bis dahin kannte. Er führte einen längeren Monolog darüber wie toll er sei. Irgendwann stoppte ich, weil nichts davon mit der ausgeschriebenen Stelle zu tun hatte, und begann eine Frage zu stellen.
„Sie müssen mir erst einmal zuhören, jetzt rede ich. Ich sage Ihnen wann Sie Fragen stellen können.“
Ich lächelte kurz, sagte nichts mehr, ließ ihn seinen Monolog zu Ende bringen. Ich verabschiedete ihn mit dem Satz:
„Nein, danke, ich habe alles erfahren was für mich relevant ist.“
Selbst wenn es nicht einen anderen Bewerber gegeben hätte, hätte ich den Herrn nicht eingestellt. Er war Anfang vierzig, ich war älter, es war mein Geschäft, ich suchte einen Mitarbeiter.
Sicherlich ist es heutzutage so, dass es Fachkräftemangel gibt. Aber manch eine Stelle bleibt besser unbesetzt.
Chat GPT und bewerben
Ich habe angegeben:
„Schreib eine Bewerbung für ein Schülerpraktikum von einem Schüler, der gut in Mathe, Physik und Deutsch ist. Das Praktikum soll in einer kleinen Firma stattfinden, die Webdesign und Informatikdienstleistungen anbietet. Ansprechpartner ist Frau Müller.“
Das entspräche dem, was wir damals auf der Unternehmensseite stehen hatten, halt nicht mit Frau Müller, weil ich nicht Müller heiße. Aber wir hatten damals als Ansprechpartnerin meinen Vor- und Nachnamen drin stehen.
Bewerbungsvorschlag dazu
[Ihr Name]
[Ihr Adresse]
[PLZ, Ort]
[E-Mail-Adresse]
[Telefonnummer]
[Datum]
Frau Müller
[Name der Firma]
[Adresse der Firma]
[PLZ, Ort]
Bewerbung um ein Schülerpraktikum im Bereich Webdesign und Informatikdienstleistungen
Sehr geehrte Frau Müller,
mit großem Interesse habe ich erfahren, dass Sie in Ihrer Firma Schülerpraktika im Bereich Webdesign und Informatikdienstleistungen anbieten. Hiermit möchte ich mich um ein Praktikum in Ihrem Unternehmen bewerben.
Ich bin [Ihr Alter] Jahre alt und besuche derzeit die [Klasse/Schule], wo ich besonders gute Leistungen in den Fächern Mathematik, Physik und Deutsch erziele. Diese Fächer haben nicht nur mein analytisches Denken geschärft, sondern auch meine Begeisterung für technische Zusammenhänge und kreative Problemlösungen geweckt.
Besonders fasziniert mich die Welt des Webdesigns und der Informatik. Ich habe bereits erste Erfahrungen mit HTML und CSS gesammelt und finde es spannend, wie durch Programmierung ansprechende Webseiten entstehen können. Zudem interessiere ich mich für die verschiedenen Aspekte der Informatik, von der Softwareentwicklung bis hin zur Benutzererfahrung.
Ein Praktikum in Ihrer kleinen Firma wäre für mich eine hervorragende Gelegenheit, mein Wissen zu vertiefen und praktische Erfahrungen zu sammeln. Ich schätze die persönliche Atmosphäre in einem kleineren Unternehmen und bin überzeugt, dass ich von Ihrem Team viel lernen kann. Gleichzeitig würde ich gerne meine Fähigkeiten einbringen und aktiv zum Erfolg Ihrer Projekte beitragen.
Ich bin motiviert, teamfähig und bereit, neue Herausforderungen anzunehmen. Über die Möglichkeit, mein Praktikum bei Ihnen zu absolvieren, würde ich mich sehr freuen. Gerne stehe ich Ihnen für ein persönliches Gespräch zur Verfügung.
Vielen Dank für Ihre Zeit und Überlegung. Ich freue mich auf Ihre Rückmeldung.
Mit freundlichen Grüßen,
[Ihr Name]
Bitte fügen Sie Ihre persönlichen Daten an den entsprechenden Stellen ein und passen Sie den Text nach Bedarf an!
Das wäre ein Traum
Derzeit biete ich in keinem meiner Unternehmen Stellen an. Das hat auch Vorteile, denn eine so schöne, sprachlich korrekte und interessierte Bewerbung hatte ich nie. Je nach Tätigkeit wäre ich mit weit weniger völlig zufrieden gewesen.
Wer sich bewirbt, sollte sich vorher informieren. Mindestens wäre das:
- recherchieren wie eine Bewerbung aussehen sollte
- Suchmaschine
- ChatGPT oder ähnliches
- wikipedia oder vergleichbare Quellen
- zeitgemäße Form, elektronisch, also per Mail oder Messenger mit Text und angehängtem PDF, wäre 2025 passend
- inhaltlich:
- Anschreiben mit dem Ansatz einer Idee, wo man sich bewirbt
- Lebenslauf mit Foto
- letztes relevantes Zeugnis
Vorstellungsgespräch
Wir führten irgendwann keine Gespräche mehr, sondern luden zu einem Termin, zur Mitarbeit ein.
Das hatte mehrere Vorteile:
- wir warteten nicht vergeblich auf Bewerber
- wir stellten zwar fest, wenn jemand unpünktlich war oder nicht kam, aber unser Arbeitsalltag war nicht gestört
- die Person war im späteren Arbeitsumfeld, es ging mehr um das Inhaltliche, nicht nur um so eine Art Prüfungssituation
Niemals war ich bei einem ersten Bewerbungstermin allein, mir war wichtig immer eine zweite Meinung zu einer Person zu bekommen. Falls ich keine Mitarbeiter hatte, bat ich jemand aus meinem persönlichen Umfeld dazu zu kommen.
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