Da ich in demselben Haus lebe, in dem ich auch arbeite, bin ich dort häufiger anzutreffen als andere, die entweder dort wohnen oder dort arbeiten. In diesem Fall ist es ein Doppelhaus mit Läden und Wohnungen aufgeteilt in vierzehn Eigentumsanteile.
- swimmingpoolblaues Haus
Auf den ersten Blick ist das kein größeres Problem, auf den zweiten Blick bedeutet das, dass jede relevante Entscheidung zumindest einen Mehrheitsbeschluss, einiges sogar einen einstimmigen Beschluss erfordert. Immer mal wieder gibt es damit Schwierigkeiten, weil manchmal eben eine Gegenstimme genügt, um etwas abzulehnen.
Die vierzehn Partien, die entscheiden, wenn es beispielsweise um die neue Farbe der Fassade geht, führten dazu, dass der Klotz jetzt swimmingpoolblau ist, eine Farbe, die außer dem Architekten eigentlich niemand wollte. Zum Glück liegt das Haus an einer vielbefahrenen Straße, so wird das quietschblau jedes Jahr ein bisschen weniger und durch grauen Straßenstaub abgemildert. ;-)
Der ganze Klotz wird von einer Gesellschaft für Hausverwaltung betreut, auch da klappt manches problemlos, anderes ist schwierig. Personalabbau und wechselnde Betreuer fördern nicht immer, dass etwas vorwärts geht.
Einmal jährlich gibts normalerweise eine Eigentümerversammlung, bei der dann wichtige Beschlüsse gefasst werden. Für den Kleinkram, der immer mal wieder so anliegt, gibts einen Verwaltungsbeirat. Ein meist eher undankbarer Job, den nur wenige machen wollen. Ich wollte den auch nicht. Allerdings lief es jetzt lange so, dass ich den Titel zwar nicht hatte, aber alle dachten ich hätte ihn. Die Arbeit hatte ich also sowieso, nur nicht die Vollmacht auch kleinere Entscheidungen treffen zu können. Bei der letzten Wahl ließ ich mich also breitschlagen und jetzt trage ich die tolle Mütze: „Verwaltungsbeirätin“.
Der Kleinkram summiert sich zuweilen ganz schön, aus den letzten Wochen:
- Malerfirma vier oder fünf kommt zum Ausmessen
- die Regenrinne gießt zwar die Balkone aber sonst…
- die Hausreinigung ist nicht sauber
- Fensterbauer eins kommt zum Ausmessen
- die Treppenhausreinigung klappt nicht
- Fensterbauer zwei kommt zum Ausmessen
- Fensterbauer eins kommt nochmal
- Malerfirma sechs oder so kommt zum Begutachten
Dieses Jahr gabs immerhin noch keinen größeren Wasserschaden, von überlaufenden Regenrinnen mal abgesehen. Aber noch war keine Fassadenreparatur ein vollständiges Rohre reinigen, ein Öffnen der Schaufensterverkleidungen oder so nötig, wie im letzten Jahr.
Damit passt das Haus ganz gut zu unseren diversen Baustellen. ;-) Irgendwas ist eigentlich immer, aber manches ist halt auch klasse.
Wir haben direkt hier im Haus, die besten Nachbarn, die man sich wünschen kann, auch nach Monaten Baustelle bei uns, werden wir immer noch zu Partys eingeladen. Mit vielen der weiteren Nachbarn läuft es ebenfalls problemlos. Tja und ein, zwei Ausnahmen muss es wohl geben, sonst wäre es nicht normal, mit denen gibts halt immer wieder Probleme.
Klasse an dem Haus ist für mich auch die Lage, zu Fuß komme ich in rund zwanzig Minuten in die Innenstadt oder von dort zurück. Es gibt eine Bushaltestelle vor der Tür, tagsüber kommt da alle fünf Minuten ein Bus in die Stadt (also die Innenstadt von Konstanz am Bodensee ;-) ). Der nächste Laden ist bei grüner Ampel in unter einer Minute erreichbar, nach hinten raus gibts einen Garten und Südbalkone. Innerhalb der eigenen vier Wände könnte ich blaue Elefanten, weiße Gänseblümchen oder rote Mopeds irgendwo hin malen, das ist allein unsere Entscheidung.
Deshalb unterm Strich, selbst so als „Ute mit der wichtigen Mütze“ ;-) und den zuweilen langsam mahlenden Mühlen in so einem großen Klotz, es hat auch was hier zu leben und zu arbeiten.
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