Mit viel Arbeiten und unzähligen Stunden auf der Baustelle ging es zwar vorwärts, doch inzwischen waren wir im zwölften Monat Baustelle, Mitte August war die 50. Woche zu Ende. Die heutige 21. Tür des Adventskalenders beschreibt den Zeitraum bis zum 16. August.
- Sprühlack für Milchglasmuster: Baustelle zwoelfter Monat
- Arbeitsplatten lasieren: Baustelle zwoelfter Monat
- Bekennendes Spielkind: gemalter Frosch auf der WC-Tür
Der Druck erhöhte sich, denn mein Ziel stand: nicht mehr als ein Jahr Baustelle! Sprich der letzte Baustellentag wäre allerhöchstens der 24. August. Bis dahin musste noch einiges passieren…
Ein Schritt, der wieder recht viel änderte war die nach längerer Vorgeschichte endlich fertige Spüle mit Schiebetür ;) Auch diese hatte mit den Arbeitsplatten zu tun.
Die Arbeitsplatten waren eine sehr lange Geschichte. Wir wollten und haben inzwischen auch eine Küche, die ins Wohnzimmer übergeht. Im Wohnzimmer gibt es die wunderschönen, alten Möbel, die Rolands Urgroßvater – der Schreiner war – selbst gebaut hat. Ein Raum, der sowohl diese Möbel enthält als auch eine moderne Küche mit Induktionsherd braucht ein bisschen mehr Überlegung, damit es am Schluss alles zusammenpasst.
Wir haben fast alle Geräte behalten – bis auf die Mikrowelle mit integriertem Dampfgarer und den Kühlschrank – einen Teil der früheren Einbauküche der oberen Wohnung bauten wir um, einige andere Küchenmöbel kauften wir neu. Unzählige Male waren wir in Küchenstudios, in Baumärkten, in Möbelhäusern aber es gab sie nicht: die perfekt passende Küche. Deshalb bauten wir sie selbst, und brauchten Arbeitsplatten.
Ich mochte Plastikoberflächen noch nie und zu den Urgroßvatermöbeln hätte es keinesfalls gepasst. Wir schauten uns Steinplatten an, wir suchten nach Arbeitsplatten und überlegten mehrfach hin und her. Bezahlbar sollte das Ganze ja auch noch sein, deshalb fielen vom Schreiner gekaufte Arbeitsplatten in passender Optik aus. Die Küche hat an einigen Stellen die Standardmaße mit einer Tiefe von sechzig Zentimetern, doch die Kochinsel ist achtzig Zentimeter tief und auch die Bar, die den Übergang zum Wohnzimmer bildet ist war nicht mit Standardmaßen zu machen.
Nach vielen verschiedenen Ideen, die wir wieder verwarfen, nahmen wir am Ende unbehandelte Buchenarbeitsplatten. Zu dunklen, alten Möbeln sieht unbehandelte Buche jedoch ganz schrecklich aus. Ich fragte bei Fachleuten nach: Buche ist ein Hartholz, welches Farbe nicht gut annimmt. Arbeitsplatten sind stark beansprucht, deshalb ist da eine besondere Schutzschicht nötig.
Von jeder Arbeitsplatte sieht man an einigen Stellen auch die Unterseite. Inklusive Bar, Kochinsel und einigen Zwischenbauten verarbeiteten wir daher fast zwanzig Meter Arbeitsplatten. Jede dieser Platten musste behandelt werden:
- anschleifen auf beiden Seiten
- lasieren mit stark mit Nitroverdünnung gemischter Lasur, um die Farbe ins Holz zu bekommen
- erneut schleifen
- erneut lasieren
- wieder schleifen
- nochmal lasieren (die Unterseiten genügten mit zwei Lasurschichten, die Deckseiten brauchten drei Anstriche)
- vorsichtig nochmals anschleifen
- mit Treppenschutzlack streichen, um die Oberfläche entsprechend unempfindlich zu machen
- mal wieder schleifen
- den Zweitanstrich mit Schutzlack auftragen
- letztes vorsichtiges glatt schleifen
Jeder Anstrich musste pro Seite mindestens zwölf Stunden trocknen. Sprich, um eine Platte fertigzustellen brauchte ich rund sechs Stunden reine Arbeitszeit, jedoch verteilt auf mindestens gut vier Tage. Wegen des Trocknens zwischendurch dauerte das so lang, hinzu kommt, dass ich nicht immer genau nach zwölf Stunden wieder den nächsten Anstrich machen konnte, ab und zu schlief ich dann auch gerade mal. ;)
An die zwanzig Meter Arbeitsplatten sind selbst mit einem recht großen Malzimmer und Tricks wie nur auf Böcken behandeln, dann umlegen auf Eimer nicht am Stück zu machen. Bis zu vier Platten gleichzeitig war möglich, es waren jedoch 13 einzelne Stücke. Wenn ich allein war konnte ich nur getrocknete Platten auch wieder umsortieren, frisch gestrichene 2-Meter-Platten lassen sich allein nicht umschichten.
Zwischendurch dachte ich, ich würde nie fertig. Ich wollte nicht mehr schleifen, ich hasste den Geruch von Nitrolacken – die ich sonst nie benutze – ich wollte sowieso noch nie eine Küche. ;) Nein, das stimmt nicht ganz, allerdings für mich wären eine Mikrowelle mit Backofen, eine Spüle und eine Kaffeeecke völlig ausreichend. Ich kann, will und werde nicht kochen. Da ich jedoch gern esse und da Roland gut und gern kocht fand ich es an sich durchaus gut, eine große Wohnküche zu haben. Jedoch in diesen Wochen mit den Arbeitsplatten wünschte ich mir mehr als einmal, eine Super-Mini-Küche ohne irgendwelchen Firlefanz. :)
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